11. Januar 2024
Mabeg Kreuschner in Soest/ NRW
„Leiharbeit ist bei uns kein Thema mehr“
Bei Mabeg Kreuschner in Soest/ NRW gibt es seit zehn Jahren keine Leiharbeit mehr. Obwohl das Geschäft mit Bushaltestellen und anderem „Stadtmobiliar“ stark schwankt. Doch die Belegschaft war strikt dagegen und hielt zusammen. Die Alternative zur Leiharbeit: flexible Arbeitszeiten mit 4-Tage-Woche.

Leiharbeit? Gibt es bei Mabeg Kreuschner in Soest / NRW nicht. 70 Beschäftigte bauen hier „Stadtmobiliar“: Überdachungen für Haltestellen, Sitze, Mülleimer, Fahrradabstellanlagen und Wartehallen. Alle kennen alle. Sie sind gut vernetzt.

Früher gab es hier Leiharbeit. Doch seit zehn Jahren ist Leiharbeit kein Thema mehr.


Belegschaft geschlossen gegen Leiharbeit

 „Die Belegschaftsfamilie war von Anfang an solidarisch und signalisierte sehr klar, sich nicht in Stammbelegschaft und Leiharbeiter spalten lassen zu wollen. Keiner hatte Lust, jemand neben sich zu haben, der 1000 Euro weniger bekommt“, erinnert sich der Betriebsratsvorsitzende Heinz Georg Feldkamp. „Viele Beschäftigte bei uns hatten zudem Verwandte, Freunde und Nachbarn in einem Betrieb in der Region, wo feste Beschäftigte zu einer firmeneigenen Leihfirma verschoben wurden. Gleicher Job für weniger Geld. Arbeitgeber, die sich durch Leiharbeit einfach tarifliche Leistung sparen. So was wollten wir hier nicht.“


Leiharbeit nur mit vollem Metall-Tarif

Das machten Belegschaft und Betriebsrat auch dem Geschäftsführer klar – und sie erreichten eine Betriebsvereinbarung: Einstellung von Leihbeschäftigten nur unter der Voraussetzung, dass sie die vollen Leistungen aus den Metall-Tarifverträgen erhalten. Zugleich verhandelte der Betriebsrat mit dem Arbeitgeber Regelungen zu Gleitzeit und Mehrarbeit, die genug Flexibilität ermöglichen, um auf Auftragsspitzen zu reagieren.


Wie sich das gemacht haben?

Der Betriebsrat hat immer wieder darauf hingewiesen, dass es keine guten Gründe gibt, auf Leiharbeit statt reguläre Einstellungen zu setzen. Und dass Leiharbeit eben nicht für gute Arbeit und ein gutes Betriebsklima steht.

„Wir haben die Abrechnungen der Leihbeschäftigten geprüft – und es kamen deutliche Defizite dabei heraus“, berichtet Betriebsrat „Hansi“ Feldkamp. „Der Chef war selbst sauer auf die Leihfirma.“


Flexible Arbeitszeiten mit 4-Tage-Woche

Ergebnis: Es gibt bei Mabeg Kreuschner genug flexible Möglichkeiten – Gleitzeit, Mehrarbeit, Wahl zwischen Geld oder Zeit. Viele Beschäftigte haben hier längst eine 4-Tage-Woche, einen Tag mehr für die Familie.

Im Gegenzug sind aber auch viele bereit, Mehrarbeit zu leisten. Gut für die Firma: Oft bestellen Kommunen vermehrt zum Jahresende. Das Geschäft ist daher sehr zyklisch, mit deutlichen Auftragsspitzen. Doch Leiharbeit ist hier seit gut zehn Jahren kein Thema mehr.


„Tarifverhandlungen für Leiharbeit trotzdem richtig“

„Wenn man eine klare Haltung hat und solidarisch ist, dann kann man auch etwas bewirken“, meint Hansi Feldkamp. Dennoch ist ihnen bei Mabeg Kreuschner klar: Das geht nicht in jedem Betrieb. Früher gehörten sie zu einer Holding, dann übernahm ihr damaliger Personalchef die Firma, der Wert auf einen guten Betriebsfrieden legt. 

„Daher macht die IG Metall das schon richtig bei der Leiharbeit:“, meint Hansi. „Gemeinsam mit den anderen DGB-Gewerkschaften Tarifverträge aushandeln und die die Entgeltlinie nach oben beizuziehen, um Leiharbeit unattraktiver zu machen.“


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