Die Vertrauensleute der IG Metall Gaggenau sind bereit für die Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie. Auf dem „Bildungsblitz“ der IG Metall Gaggenau erarbeiteten 100 Vertrauensleute von Daimler Truck in Gaggenau, von Mercedes in Rastatt und Kuppenheim und von Siemens in Rastatt an zwei Tagen zunächst die tarifpolitischen Grundlagen: So läuft eine Tarifrunde ab – von der Tarifforderung bis hin zu den Verhandlungen und als letztem Mittel Streik. Am zweiten Tag tauschten dann die Vertrauensleute Ideen zur Planung, Kommunikation und Aktionen für die Tarifrunde aus und erhielten darüber hinaus ganz praktische Einblicke durch eine Verhandlungssituation in Kleingruppen.
Mit dem „Bildungsblitz“ hat die IG Metall ein neues Bildungsformat für Vertrauensleute vor Ort geschaffen: An zwei Tagen lernen sie bei ihrer IG Metall Geschäftsstelle vor Ort Grundlagen der Gewerkschaftsarbeit – und arbeiten dabei an konkreten Projekten in ihren Betrieben. Damit erreicht die IG Metall deutlich mehr Vertrauensleute als allein mit den Seminaren in ihren Bildungszentren.
„Bei unserem Bildungsblitz sind viermal so viele Vertrauensleute wie sonst in einem Jahr auf Seminare fahren“, erklärt Bodo Seiler, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Gaggenau.
Beim ersten Bildungsblitz der IG Metall Gaggenau im Mai waren sogar 240 Vertrauensleute dabei. Ein Großteil war gerade bei den Vertrauensleutewahlen erstmals gewählt worden. Auch beim zweiten Bildungsblitz am 29. September und 1. Oktober sind viele neue Gewählte dabei.
„Gut die Hälfte ist neu – und wir haben Vertrauensleute aus allen Bereichen dabei, auch viele junge, die sich ernsthaft beteiligen und hautnah unsere Tarifrunde mitgestalten“, meint Melanie Steimer, Vertrauenskörperleiterin bei Daimler Truck in Gaggenau. „In den letzten Jahren war es schwierig, die Leute zu Seminaren rauszubekommen. Viele haben sich gescheut, eine ganze Woche rauszugehen. Doch jetzt wissen auch die Führungskräfte schon: Ah ja, es ist Bildungsblitz.“
Nach Bodo Seilers Einführung im Plenum zur Geschichte der Tarifpolitik geht es in die Arbeitsgruppen.
Danach erarbeiten sie den beispielhaften Ablauf einer Tarifrunde: Wie die Mitglieder der IG Metall in den Betrieben, im Vertrauenskörper und in Delegiertenversammlungen Forderungen diskutieren. Wie die Tarifkommissionen die Diskussionen zusammenführen und die Forderungen beschließen. Und wie schließlich der Vorstand der IG Metall die Forderungen der Tarifkommissionen der einzelnen Tarifgebiete zusammenfasst und verabschiedet.
Die Vertrauensleute arbeiten auch die Kriterien und Rahmenbedingungen für Tarifforderungen heraus: Die Forderung muss das sein, was die Mitglieder wollen – sie muss aber auch fair und machbar für die Arbeitgeber sein und sich daher an der wirtschaftlichen Lage orientieren.
Ab dem Nachmittag des ersten Tags geht es dann in Arbeitsgruppen: was bedeuten Friedenspflicht, Warnstreiks, kalte oder heiße Aussperrung – wann sind Welche Mittel zulässig? Von der Planung der Kommunikation und Aktionen, Betriebsversammlungen, Flugblätter vorm Tor verteilen bis hin zu Kundgebungen auf den Straßen, die Medien informieren, um öffentlich sichtbar zu sein.
In der anschließenden Podiumsdiskussion beantwortet Yvonne Möller, die Leiterin des Tarifteams der IG Metall Baden-Württemberg und Mitglied der Verhandlungskommission auch teils kritische Fragen zu Abläufen und Taktiken in den Tarifverhandlungen.
Zu Beginn des zweiten Tages wird es dann praktisch: einmal selbst Verhandlungssituationen erleben in Kleingruppen – am Ende zeigt sich: Es braucht Durchhaltevermögen, aber auch eine Verhandlungsstrategie. Am Ende des zweiten Tages stehen dann auch die betrieblichen Ideen für die Tarifrunde.