15. Juli 2024
Vertrauensleute
Erstes Fazit VL-Wahlen 2024: deutlich mehr Angestellte
Die Vertrauensleute-Wahlen 2024 sind beendet. Erste Zwischenergebnisse aus rund 1000 Betrieben: fast 40.000 VL gewählt. 6 Prozent mehr Angestellte. Leichtes Plus bei Frauen und Jugend. Jetzt geht es um Bildung für die neuen Vertrauensleute – und die Aktvierung für die Metall-Tarifbewegung im Herbst.

Nach ersten Zwischenergebnissen der Vertrauensleute-Wahlen 2024 wurden rund 6 Prozent mehr Vertrauensleute in den Angestelltenbereichen gewählt.

Auch bei Frauen und bei der Jugend zeichnet sich ein leichtes Plus ab.

Das zeigt die Auswertung der Ergebnisse aus fast 1000 Betrieben – und damit in etwa der Hälfte der Betriebe, in denen fast 40.000 Vertrauensleute (VL) gewählt wurden. Derzeit dauert die Eingabe der Ergebnisse aus den Betrieben noch an. Die Endergebnisse werden Ende September erwartet.
 

Demokratie gestärkt – neue Betriebe mit Vertrauensleuten

Von den 40.000 Vertrauensleuten wurden mehr gewählt – und weniger durch die Ortsvorstände der IG Metall-Geschäftsstellen benannt. Die IG Metall sieht dadurch die Demokratie in den Betrieben gestärkt.

In einigen IG Metall-Geschäftsstellen stieg zudem die Anzahl der Betriebe, in denen Vertrauensleute gewählt wurden – darunter auch vermehrt in IT- oder Software-Betrieben, wo sich auch internationale Kolleginnen und Kollegen als Vertrauensleute engagieren.
 

Jetzt Bildung für neu gewählte Vertrauensleute

Bei den VL-Wahlen 2024 wurden viele neue Vertrauensleute erstmalig gewählt. Die IG Metall bietet zahlreiche Schulungen für Vertrauensleute an, um sich für ihre neue Arbeit fit zu machen.

Das Bildungsprogramm der IG Metall für Vertrauensleute startet klassisch mit den gewerkschaftspolitischen Einführungsseminaren, etwa „Arbeitnehmer*innen I“ (A1-Seminar) oder „VL aktiv im Betrieb“, die häufig von der IG Metall in der Region oder in nähergelegenen Bildungszentren der IG Metall angeboten werden. Dort erlernen Vertrauensleute die Grundlagen der Gewerkschaftsarbeit und der Mitbestimmung der Arbeitnehmer*innen im Betrieb, neben Basics zu Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Das A1-Seminar dauert eine Woche, in einigen Regionen bietet die IG Metall auch Wochenendseminare an.

An die Grundlagenseminare schließt sich dann die Ausbildungsreihe „VL kompakt an“. Die einwöchigen Seminare finden in den Bildungszentren der IG Metall statt und vermitteln Grundkenntnisse zu speziellen Themen, etwa zu Wirtschaft, Betriebs- und Tarifpolitik oder zur Beteiligung der Beschäftigten.   

Um mehr Vertrauensleuten den Einstieg in die Bildung der IG Metall zu ermöglichen, etwa auch alleinerziehenden Eltern, die nicht mal eben eine Woche weg können, bietet die IG Metall zudem in immer mehr IG Metall-Geschäftsstellen den „VL-Bildungsblitz“ an. Im Bildungsblitz findet wohnortnah in der IG Metall-Geschäftsstelle vor Ort statt und dauert in der Regel zwei Tage. Neben gewerkschaftlichen Grundlagen arbeiten die Vertrauensleute dort auch an konkreten Themen in ihren Betrieben.


  • Cheyenne Todaro, Vertrauenskörperleiterin, Daimler Truck & Buses

    „Wir hatten über Jahrzehnte immer nur Kerle als VK-Leiter, die im Schnitt 20 Jahre älter waren als ich  - und dann komme ich, die erste Frau an der Spitze und dann noch erst Mitte 20. Das Vertrauen und das Standing zu gewinnen, war mit harter Arbeit verknüpft. Aber ich durfte mich bereits unter meinem Vorgänger austoben, damit ich mir mein Standing erarbeiten konnte. Er hat mir zu 100 Prozent vertraut.“

  • Punith Murugesh, Vertrauensmann, VW Infotainment, Bochum

    „Ich kam Ende 2017 nach Deutschland und arbeitete zunächst als externer Spezialist unter anderem bei Bombardier in Mannheim. Dort bekam ich die Warnstreiks in der Tarifrunde 2017/2018 mit – und sah dort die direkte Wirkung, die Vorteile und den Schutz der IG Metall für die Beschäftigten. Umso erstaunter war ich, als ich als Software Engineer zu VW Infotainment kam – und es dort keinen Tarif gab. Ich habe angefangen, mit den Leuten darüber zu sprechen.“

  • Sven Schulz, Vertrauenskörperleiter, Porsche, Leipzig

    „Unser bisheriger Vertrauenskörperleiter Dirk Michalski führt mich die nächsten anderthalb Jahre an das Amt heran. Vorher war ich bereits vier Jahre sein Stellvertreter. Wir haben ein super Team. Die letzten Wochen haben wir unsere Azubi-Begrüßungscamps vorbereitet, danach geht es an die Tarifrunde. Zudem haben wir 160 neue Vertrauensleute und wollen auch unseren Bildungsrückstand aus der Corona-Zeit nachholen. Das ist in Sachsen nicht einfach, da wir noch keinen Bildungsurlaub haben.“

  • Willi Lochen, Vertrauensmann, Vitesco Technologies, Limbach-Oberfrohna

    „Ich bin Vertrauensmann, weil ich meinen Kolleginnen und Kollegen helfen will. Bei uns steht ein Stellenabbau an, und dafür müssen wir uns vorbereiten und organisieren. Wir brauchen viele IG Metall-Mitglieder, um unsere Zukunft zu sichern. Ich war bereits einige Jahre in der Jugend- und Auszubildendenvertretung – und für mich ist mein Engagement eine Herzensangelegenheit!“

     


Vertrauensleute für eine aktive Tarifbewegung

Im September starten die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie. Vertrauensleute stehen für eine aktive Tarifbewegung, an der sich die Mitglieder der IG Metall aktiv beteiligen.

Vertrauensleute haben bereits die Diskussion und die Meinungsbildung der IG Metall-Mitglieder in den Betrieben zur Tarifforderung organisiert. Nun geht es um die Mobilisierung für die heiße Phase der Tarifbewegung im Herbst.

In vielen IG Metall Geschäftsstellen finden daher noch einmal spezielle Bildungsblitze zur Tarifbewegung statt, neben vielen weiteren Formaten, etwa eintägigen Aktivenkonferenzen. Dort bereiten die Vertrauensleute etwa die Mobilisierung der Beschäftigten für Aktionen vor, tauschen Ideen aus und üben gemeinsam neue Aktionsformen, etwa für Warnstreiks.
 

Vertrauensleutekonferenz Ende September: Wir machen Zukunft

Die Tarifbewegung in der Metall- und Elektroindustrie wird auch ein Schwerpunkt der Vertrauensleutekonferenz 2024 vom 26. Bis 28. September sein. Unter dem Motto „Wir machen Tarif“ entwickeln dort 460 delegierte Vertrauensleute Ideen für Aktionen und probieren sie aus.

Unter dem Motto „Wir machen Beteiligung“ erarbeiten die Vertrauensleute Methoden zur Ansprache der Beschäftigten.

Daneben geht es unmittelbar vor den Landtagswahlen in den östlichen Bundesländern auch um Gesellschaftspolitik und Demokratie – unter dem Motto „Wir machen Mut“.

Und schließlich geht es auch um die Zukunft unserer Arbeitsplätze und um das 11-Punkte-Programm der IG Metall – unter dem Motto „Wir machen Zukunft“.

 

Material für Eure tägliche Arbeit als Vertrauensleute - etwa zur Gestaltung von Flyern und Plakaten – findet Ihr unter teamigmetall.de


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