31. Oktober 2023
Erfolgreicher Arbeitskampf in den USA
Historisches Ergebnis nach sechs Wochen Streik
Die Autowerker in Amerika bestreikten die großen Hersteller über sechs Wochen und setzten eine Lohnsteigerung von 25 Prozent mehr Lohn durch. Der Präsident der Gewerkschaft UAW Shawn Fain erklärt die Streiks damit für beendet.

Seit Mitte September kämpfte die US-amerikanische Autogewerkschaft United Auto Workers (UAW) für mehr Geld. Der Streik richtete sich gegen General Motors, Ford und Stellantis, die sogenannten Big Three. „Die Autokonzerne haben in den letzten zehn Jahren Riesengewinne gemacht, mehr als 250 Milliarden Dollar. Die ­Beschäftigten hatten genug davon, dass die Reichen immer reicher werden, aber ihre Reallöhne gesunken sind“, erklärte der UAW-Präsident Shawn Fain.

Die Mobilisierung war gigantisch. Einen so groß angelegten Streik gegen alle drei großen Hersteller gleichzeitig hatte es in der Geschichte Amerikas noch nie gegeben. Er begann in drei Werken und wurde systematisch auf weitere Werke ausgedehnt. Fast 50.000 der knapp 150.000 Gewerkschaftsmitglieder bei den drei Autokonzernen ließen die Arbeit in etlichen Montagewerken und Ersatzteil-Lieferzentren ruhen.

In der zweiten Oktoberhälfte kam der Durchbruch. Zunächst mit einer Einigung bei Ford. Dann zogen auch Stellantis und zuletzt General Motors nach. Die UAW erzielte eine Einkommenserhöhung von 25 Prozent für eine Laufzeit von viereinhalb Jahren. Das ist der größte Sprung in den letzten 22 Jahren. Außerdem setzte die UAW einen Anstieg der Einstiegsgehälter um 68 Prozent durch. Hinzu kommt die Wiedereinführung eines Mechanismus, um das Gehalt der Arbeiter an die Lebenshaltungskosten anzupassen. Am Dienstag erklärte der UAW-Präsident Shawn Fain den Streik für beendet. Die Tarifverträge müssen noch von den Mitgliedern ratifiziert werden.

 

Rekordverdächtiges Ergebnis

US-Präsident Joe Biden sprach  von "historischen" und "rekordverdächtigen Vereinbarungen". Die Vereinbarungen seien "eine Belohnung für die Beschäftigten in der Automobilindustrie, die während der Finanzkrise vor mehr als einem Jahrzehnt viel aufgegeben haben, um die Branche am Leben zu erhalten". Der Tarifkonflikt zwischen der Gewerkschaft und den sogenannten Big Three in Detroit hat nicht nur Auswirkungen auf die US-Konzerne. Auch die deutschen Autobauer, die in den USA produzieren, könnten die Folgen spüren. 

Die Unterstützung für Gewerkschaften in den USA ist auf dem höchsten Stand seit fast 60 Jahren. In der Öffentlichkeit findet die Arbeiterbewegung große Zustimmung. Die UAW hat 150.000 Mitglieder bei den Big Three. 10 Prozent der Arbeitnehmer in den USA sind Gewerkschaftsmitglieder. Weder im BMW-Werk in South Carolina noch im Mercedes-Werk in Alabama oder im VW-Werk in Tennessee gibt es derzeit Gewerkschaftsvertretungen, welche die Interessen der Belegschaft vertreten. Trotzdem könnten die von der UAW erkämpften Lohnerhöhungen zu einer ähnlich hohen Erwartungen unter den dortigen Belegschaften führen. Die UAW versucht auch die Belegschaft von Tesla in Fremont, Kalifornien, zu organisieren und dort bessere Arbeitsbedingungen zu erreichen.
 


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