Nachdem 2012 die Opposition mit der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi die Wahlen in dem südostasiatischen Land gewann, unterstützte die globale Gewerkschaftsbewegung die dortigen freien Gewerkschaften. Der gewerkschaftliche Organisationsgrad wurde erhöht und die Arbeitsbedingungen schrittweise verbessert.
Doch dann putschte sich im Februar 2021 das Militär in Myanmar an die Macht zurück und stürzte die damalige Regierung. Gewerkschaften wurden verboten, formierten sich aber als Teil der Widerstandsbewegung gegen die Militärjunta und organisierten viele Proteste.
Seitdem befindet sich Myanmar im Bürgerkrieg. Laut den Vereinten Nationen wurden mehr als drei Millionen Menschen innerhalb Myanmars vertrieben. Gleichzeitig ist das südostasiatische Land eines der gefährlichsten Länder für Arbeiter:innen sowie Gewerkschafter:innen. Das hat der Globale Rechtsindex des Internationalen Gewerkschaftsbundes in 2024 ergeben. Das Militärregime verhaftete, folterte, tötete bis heute tausende Menschen und erließ Haftbefehle gegen führende Gewerkschaftsmitglieder. Bis dato sind mindestens 55 Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen für Ihre Gewerkschaftsarbeit und ihren Einsatz für die Demokratie in Myanmar ermordet worden und derzeit über 300 Gewerkschaftsaktivisten und Gewerkschaftsmitglieder im Gefängnis.
Khaing Zar Aung ist Gewerkschafterin aus Myanmar, die sich ins Exil nach Deutschland retten konnte und seitdem von diversen Gewerkschaften aus verschiedenen Ländern, auch der IG Metall, unterstützt wird. Sie war Präsidentin der Industrial Workers Federation of Myanmar (IWFM), die der globalen Gewerkschaftsföderation IndustriALL Global Union angehört, sowie Vorstandsmitglied des unabhängigen Dachverbands Confederation of Trade Unions, Myanmar (CTUM).
Aktuell führt das Militärregime in Myanmar einen weiteren Angriff auf die unabhängigen Gewerkschaften durch. Neben der Verfolgung der freien, demokratischen Gewerkschaftsbewegung werden unrechtmäßige, arbeitgebernahe Gewerkschaftsstrukturen aufgebaut.
In der Abwesenheit der ordentlich gewählten Gewerkschaftsführung, die sich zwangsweise im Exil, im Untergrund oder im Gefängnis befindet, wurde eine regimefreundliche Führung innerhalb der IWFM eingeführt und das unter massiver Bewachung durch Polizei- und Sondereinsatzkräfte. Diese Aktion unter massiver Sicherheitspräsenz zeigte die direkte Beteiligung des Militärregimes an der Unterdrückung des Rechts der Arbeitnehmer, sich frei und ohne Angst vor staatlicher Intervention zu organisieren und zu vereinigen.
Khaing Zar Aung kämpft auch von hier aus weiter für die Menschen- und Gewerkschaftsrechte in ihrem Land. Ihr sowie das Engagement der internationalen Gewerkschaftsbewegung zeigt ein paar kleine Erfolge: Im vergangenen Jahr setzte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) eine Untersuchungskommission ein, um Zwangsarbeit und die Verletzung der Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit in Myanmar zu untersuchen.
Seitdem haben Marken wie Inditex (z.B. Zara), H&M und Primark haben ihre Produktion verlagert bzw. angekündigt, dies schrittweise zu tun. Khaing Zar appelliert an die dort tätigen internationalen Unternehmen, sich aus Myanmar zurückzuziehen. Sie fordert die Europäische Union auf, alle Handelsvorteile für Myanmar zu streichen. Darunter fallen auch die, die dem Land seit 2001 einen zollfreien EU-Zugang für fast alle Produkte außer Waffen und Munition ermöglicht. Die IG Metall, der DGB und weitere Einzelgewerkschaften sowie IndustriALL Global Union unterstützen sie weiter dabei.
Im Juni 2024 wurde Khaing Zar Aung in Oslo für ihren Einsatz mit dem Internationalen Arthur-Svennson-Preis für Gewerkschaftsrechte ausgezeichnet.
Globaler Rechtsindex des Internationalen Gewerkschaftsbundes in 2024