Aus ganz Deutschland kamen die Teilnehmerinnen angereist. Rund 300 Betriebsrätinnen haben sich auf dem 6. BetriebsrätinnenTag in Hannover über die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen in Sachen Gleichstellung ausgetauscht. Die zwei Tage waren gefüllt mit Workshops, Vorträgen und vielen Diskussionen. Zentrales Ergebnis der Konferenz: eine gemeinsame Erklärung der Kolleginnen mit klaren Forderungen an Arbeitgeber und Politik.
Denn in den Diskussionen und Debatten wird klar: Wir stehen an einem Kipppunkt. Zehntausende Arbeitsplätze sind alleine im Organisationsbereich der IG Metall bedroht. In einer gemeinsamen Erklärung machen die Metallerinnen klar: Mit Investitionen in die Infrastruktur, der Bereitstellung von bezahlbarem grünem Strom und einem verantwortungsvollen Handeln der Arbeitgeber kann das Steuer noch herumgerissen werden. „Wir fordern von der Politik und den Arbeitgebern mutiges und entschlossenes Handeln für unsere Standorte“, so Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall.
Wie wichtig gute Rahmenbedingungen sind, sei auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel von Bedeutung. Durch fehlende Betreuungsmöglichkeiten wird vielen Müttern der Berufseinstieg nach der Elternzeit erschwert. „Das größte Potential auf dem Arbeitsmarkt sind Frauen. Das hat eine Studie des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung wieder festgestellt“, so Benner. „Wer die besten will, kann auf Frauen nicht verzichten.“
Neben den Vorträgen konnten sich die Teilnehmerinnen am ersten Konferenztag in 14 Workshops über tarifliche, betriebliche und gleichstellungspolitische Themen austauschen. Dabei ging es unter anderem um Fragen rund um den Gleichstellungsbericht, wie junge Frauen für MINT-Berufe gewonnen werden können oder wie man sexuelle Belästigung im Betrieb vorbeugen kann. „In einem der Workshops, in denen ich war, haben wir darüber gesprochen, wie Künstliche Intelligenz im Betrieb geschlechtergerecht gestaltet werden kann“, berichtet Katja Herkert. Die Betriebsrätin bei SKF Schweinfurt hat als Mitglied des IT- und Datenschutzausschusses bei sich im Betrieb bereits viele Berührungspunkte mit Künstlicher Intelligenz. „Es ist super spannend, die Erfahrungen der Kolleginnen mitzubekommen. Man konnte in den Workshops ganz viele neue Ideen sammeln und ist jetzt voller Tatendrang das auch umzusetzen.“
Am zweiten Konferenztag stand die Tarifpolitik im Mittelpunkt. Nadine Boguslawski, Kassiererin und für Tarifpolitik zuständiges geschäftsführendes Vorstandsmitglied, und Knut Giessler, Bezirksleiter und Verhandlungsführer der IG Metall in Nordrhein-Westfalen, diskutierten mit den Teilnehmerinnen, welchen Beitrag Tarifverträge für mehr Gleichstellung im Betrieb leisten könnten. Sie identifizierten Handlungsfelder, wie eine Verbesserung der T-ZUG-Regelungen für Eltern oder pflegende Angehörige, Mehrarbeitszuschläge für Teilzeitbeschäftigte oder Entgeltgleichheit.
Nicht nur bei den Workshops und Diskussionsrunden gab es Gelegenheit, sich auszutauschen: „Egal an welchen Tisch man sich gestellt hat, man wurde offen empfangen und konnte viel von den Kolleginnen und ihrer Arbeit lernen“, erzählt Sonja Hagenschulte, Betriebsrätin bei Siemens in Berlin.
Katja, Sonja und ihre Kolleginnen gehen gestärkt von der Konferenz. Kämpferisch blicken die Betriebsrätinnen nach vorne. „Nach dem BetriebsrätinnenTag ist auch vor dem Tag der betrieblichen Entgeltgleichheit, dem Tag gegen Gewalt an Frauen und dem Frauentag“, erinnert Christiane Benner und bekräftigt: „Ihr macht den Unterschied im Betrieb.“