Bei der Digitalisierung sind manche Betriebe schon sehr weit und sind ganz vorne dran, manche Betriebe haben eine Umstellung noch gar nicht in Betracht gezogen. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, wann sich die datengestützten Anwendungen immer mehr durchsetzen. Denn das Handwerk war schon immer eine Transformationsbranche für pfiffige Tüftler. Hier werden neue Technologien aufgegriffen und in der Praxis umgesetzt.
Digitalisierung und Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) kann ein Weg sein, um dem Fachkräftemangel in der Handwerksbranche zu begegnen. Der Einsatz von Datenbrillen beispielsweise macht die Arbeitsplätze attraktiv. Unterstützung bekommen interessierte Betriebe bei den Mittelstandszentren Digitalisierung, die das Bundeswirtschaftsministerium an 29 Standorten in Deutschland geschaffen hat. Dort können sich die Unternehmen beraten lassen, die mit den neuen Techniken Fachkräfte anziehen und binden wollen.
Denn der Fachkräftemangel ist für Handwerksbetriebe ein großes Problem. Dies führt bei Kolleginnen und Kollegen aus vom Fachkräftemangel betroffenen Handwerksbetrieben zunehmend zu hohen Arbeitsbelastungen und ungesundem Stress. Eine aktuelle Studie zur Fachkräftesituation im Handwerk des Kompetenzzentrums Fachkräfte zeigt auf, dass rund 108.000 Gesellen,10.600 Meister und rund 10.000 Fortbildungsabsolventen im Handwerk fehlen. Es besteht dringender Handlungsbedarf bei der Gestaltung von Rahmenbedingungen für gute tarifgebundene und mitbestimmte Arbeit im Handwerk. Hier bieten digitale Lösungen neue Möglichkeiten, ein modernes Arbeitsumfeld zu schaffen und die Beschäftigten in den Arbeitsprozessen zu unterstützen und zu entlasten.
Bei der Themenkonferenz im Rahmen des Zukunftsdialogs Handwerk beleuchtete die IG Metall deshalb zusammen mit Experten, wie und wo künstliche Intelligenz und Digitalisierung im Handwerk schon angekommen ist. Einige Betriebe wie Tischlereien setzen sie bei bildgebenden Verfahren schon ein. Die Betriebsräte in den Handwerksbetrieben können die Umstellung auf die neuen Techniken unterstützen und sollten sie auch begleiten. Denn es geht auch darum, mit entsprechenden Betriebsvereinbarungen die Leistungskontrolle von Beschäftigten zu verhindern.
Auch im Bereich der Berufsorientierung und Ausbildung bietet KI vielfältige Anwendungsmöglichkeiten für das Handwerk, betonte das IG Metall- Vorstandsmitglied Ralf Kutzner. Künstliche Intelligenz ist vielfältig einsetzbar. Beim Einkauf, Marketing und Service, zum Beispiel bei der Wartung im Sanitär- und Heizungsbereich oder bei Anlagenbau.
Um Schülerinnen und Schüler für eine handwerkliche Ausbildung zu begeistern, haben die drei hessischen Handwerkskammern Kassel, Frankfurt-Rhein-Main und Wiesbaden zu Ausbildungsberufen Filme für sogenannte Virtual Reality-Brillen produziert. Mit den 360-Grad-Videos kann man einen Rundum-Blick auf verschiedene Arbeitsplätze im Handwerk werfen. Diese Technik wird bei Ausbildungsmessen von den Jugendlichen gerne wahrgenommen, wie der Vizepräsident der Handwerkskammer Rhein-Main, Thomas Heinz betonte. Handwerksberufe werden in 360-Grad Optik erlebbar gemacht. Die virtuelle Darstellung wird auch genutzt, um Auszubildende beim Erlernen von Schweiß- und Lackiertechnik zu unterstützen. „Nicht nur die jungen Leute finden das richtig cool.“