Arbeitsalltag
Durch Job-Rotation Belastungen senken

Die Arbeit für die Beschäftigten bei ZF Services in Schweinfurt ist hart. Durch die Einführung eines Rotationssystems ist es nun gelungen, Belastungen zu reduzieren und Abwechslung in den Arbeitsalltag zu integrieren.

17. Februar 201617. 2. 2016


Sie wussten, dass es Widerstände geben wird, aber ihnen war auch klar, dass sie es so schaffen könnten. Dass es eine Chance war, die sie nicht ungenutzt verstreichen lassen durften. Monatelang hatten sie nach einer Lösung gesucht: Sie hatten die Situation analysiert, eine Liste von Einzelmaßnahmen aufgeschrieben, aber keine brachte die Lösung. Dann die Idee: Wir verringern die Arbeitsbelastung durch Rotation. „Das war der Durchbruch“, sagt Armin Hehn.
 

Gesundheit der Beschäftigten erhalten

Der 42-Jährige ist Betriebsratsvorsitzender von ZF Services; 820 Beschäftigte arbeiten am Standort in Schweinfurt, sie versorgen Kfz-Händler und Werkstätten mit Ersatzteilen. Es ist ein knochenharter Job: Viele Beschäftigte wuchten an einem Arbeitstag so viele Kupplungen und Stoßdämpfer, dass mehrere Tonnen Gewicht zusammenkommen. „Der Krankenstand bei uns war enorm hoch, kaum einer glaubte, gesund die Rente zu erreichen“, sagt Armin Hehn. „Wir mussten uns auf den Weg machen.“ Sie haben sich auf den Weg gemacht, zwei Jahre ist das jetzt her, damals schlossen sie sich einem Kooperationsprojekt von IG Metall und der Nürnberger „Gesellschaft für Personal- und Organisationsentwicklung“ (ffw) an. Hauptziel des Projekts war, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten durch eine gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung zu erhalten und die Kompetenzen der Beschäftigten durch eine lernförderliche Arbeitsorganisation zu entwickeln. „Gerade in Zeiten des demografischen Wandels ist das nötig“, sagt Jürgen Klippert, der von Seiten der IG Metall aus das Projekt begleitete.
 

Gefährdungsanalyse als Grundlage

Bei ZF in Schweinfurt haben sie mit der Analyse der Altersstruktur der Belegschaft begonnen. Die Aufstellung lieferte für die wichtigsten Beschäftigtengruppen in allen Abteilungen ein exaktes Bild über die Altersstruktur. Darauf aufbauend wurde für jeden Arbeitsplatz eine ganzheitliche Gefährdungsanalyse erstellt. Auf dieser Grundlage wurde gehandelt.

„Wir haben Workshops mit den Beschäftigten gemacht, Ideen gesammelt und an die 100 ergonomischen Verbesserungen erreicht“, sagt Wolfgang Anlauft von ffw, „die Spanne reichte von verstellbaren Schwenkarmen bis zur Beschaffung von Hebehilfen.“ Die Belastung an den Arbeitsplätzen wurde gesenkt – bei einigen aber blieb sie hoch. „Mit der Rotation konnten wir Abhilfe schaffen.“
 

Rotation als freiwilliges Angebot

Die Idee ist simpel: Eine Abwechslung zwischen körperlich hoch belastenden Tätigkeiten und weniger fordernden Arbeiten verringert die physische Belastung – gleichzeitig begünstigt die Arbeitsplatzrotation die geistige Abwechslung, die Lernförderlichkeit. Vor einem halben Jahr wurde, auf freiwilliger Basis, die Rotation eingeführt: Verpacker können nun stundenweise Arbeiten mit dem Gabelstapler erledigen, Kollegen von Kommissionierung und aus dem Versand wechseln ihre Arbeitsplätze. „Zu Beginn gab es auch Widerstände“, sagt Armin Hehn, „mancher Kollege war unsicher, was da auf ihn zukommt.“ Schließlich wurden Arbeitsplätze durch die Rotation so aufgewertet, dass sich das auf die Eingruppierung auswirkte. „Der Arbeitgeber war bereit die Kosten zu tragen, da er sich durch die mit der Rotation verbundene Flexibilität wirtschaftliche Vorteile verspricht.“

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