1. September 2018
Standorterhaltung Lausitz
Aufatmen – durchatmen – weiterkämpfen
Mehr als 2 000 Menschen, davon viele aus den Betrieben von Siemens und Bombardier, nahmen in Görlitz auf dem Marienplatz an der Dankeschön-Veranstaltung der IG Metall Ostsachsen teil.

Geladen waren unter anderem Ministerpräsident Michael Kretschmer, DGB-Vorsitzender Reiner Hoffmann, IG Metall-Vorstandsmitglied Wolfgang Lemb und auch Wirtschaftsminister Martin Dulig. Alle waren sie da, denn seit mehr als zwei Jahren kämpfen mutige Betriebsrätinnen und Betriebsräte, Vertrauensleute und Beschäftigte, aber auch viele Menschen aus der Region, Menschen in Politik und Verbänden gemeinsam gegen die Pläne der Unternehmensführungen, tiefe Einschnitte an den Standorten von Bombardier und Siemens vorzunehmen.

Und obwohl die Schließungspläne verhindert werden konnten, sind die Themen an Brisanz und Aktualität nicht zu unterschätzen. „Es ist ein großer Erfolg, dass beide Standorte erhalten werden konnten. Dafür sagen wir heute Danke. Doch der Weg ist noch lange nicht zu Ende. Im Gegenteil, uns muss klar sein, dass es jetzt wieder heißt: Nach dem Kampf ist vor dem Kampf, um das Erreichte zu stabilisieren und auszubauen“, sagte Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen.


Breite Forderung nach einer Perspektive

Denn die Stimmung unter den Mitarbeitern beim Fahrzeughersteller Bombardier ist immer noch schlecht. „Das Werk befindet sich im Schwebezustand“, so der Bombardier-Betriebsratsvorsitzende René Straube. „Wir möchten, dass die vereinbarten Prozesse umgesetzt und die Auslastungszusagen eingehalten werden.“ Diese derzeit noch fehlende Perspektive sieht auch Otto. „Wir sind aufgrund der Auftragslage in Deutschland und Europa immer noch in großer Sorge um den Betrieb. Zudem kommt das Unternehmen mit dem Umbau nicht voran.“ Auch Ministerpräsident Michael Kretschmer kritisiert die Bombardier-Führung als „ziellos, ohne gesunden Blick auf die Realität“. Nötig sei ein Management, das nach vorne gehen will.

Und auch, wenn es etwas besser im Görlitzer Siemens-Turbinenwerk aussieht und die Dampfturbinenbauer jetzt eine führende Rolle im Konzern bekommen sollen, ist noch immer unklar, mit wie vielen Beschäftigten.

Die Podiumsdiskussion im Anschluss an die Dankesveranstaltung zum Thema „Den Strukturwandel in der Lausitz aktiv gestalten ― Industriearbeitsplätze erhalten“ brachte es abschließend auf dem Punkt. Die Lausitz steht vor großen Herausforderungen für die Zukunft. Wie man diese Herausforderungen am besten meistert, sagte Wolfgang Lemb zum Abschluss der Veranstaltung noch einmal sehr deutlich: „Mit den Aktionen ist es der IG Metall zusammen mit der Bevölkerung und über Parteigrenzen hinweg gelungen, ein Zeichen zu setzen für gute Arbeit, für Tarifverträge und für die Sicherung der industriellen Wertschöpfung in Ostsachsen. Es besteht immer die Gefahr, dass Standorte gegeneinander ausgespielt werden. Dagegen hilft nur solidarisches Zusammenstehen. Nur mit Tarifbindung und starken Gewerkschaften kann es eine stabile Reindustrialisierung in Ostdeutschland geben.“


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