Warnstreiks für Tarif bei Linhardt
„Wir wollen endlich Sicherheit ― mit Tarifvertrag“

Die Beschäftigten von Linhardt im bayerischen Wald wollen endlich Sicherheit: regelmäßige Lohnerhöhungen, Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Deshalb kämpfen sie gemeinsam mit der IG Metall mit Warnstreiks für einen Tarifvertrag.


Warnstreik. Um 3 Uhr morgens stehen alle Maschinen still. Die Beschäftigten der Nachtschicht bei Linhardt in Viechtach im Bayerischen Wald hören drei Stunden früher auf. Die Vorgesetzten versuchen noch, ihnen den Warnstreik auszureden. Doch sie ziehen es durch. Die Früh- und die Spätschicht machen es später genauso.

Das war bereits der zweite Warnstreik bei Linhardt. Die Beschäftigten, die Tuben, Dosen und Röhrchen aus Aluminium und Kunststoff produzieren, wollen endlich einen Tarifvertrag. Zweimal hat ihre gewählte IG Metall-Tarifkommission bereits mit dem Arbeitgeber verhandelt ― ohne Ergebnis. Die Entgelte bei Linhardt liegen rund 10 Prozent unter dem Metall-Tarif. Und statt 35 Stunden wird 38 Stunden gearbeitet, bei den Angestellten sogar 40 Stunden. Vor allem wollen sie endlich Sicherheit: verlässliche, regelmäßige Lohnerhöhungen, Weihnachts- und Urlaubsgeld ― so wie in unserem Metall-Flächentarif.

 

 


Warnstreik für Tarif bei Linhardt im bayerischen Viechtach.


Geschäftsführung will IG Metall heraushalten

Doch die Geschäftsführung mauert. Den Flächentarif könne sich Linhardt nicht leisten. Das sei nur etwas für Konzerne wie BMW oder Audi. „Dabei haben wir von Anfang an erklärt, dass wir zu Abweichungen vom Flächentarif bereit sind, um die Firma nicht zu überfordern“, kritisiert Erich Starkl von der IG Metall Passau.

Die IG Metall als „Scharfmacher“ soll draußen bleiben. Stattdessen will die Geschäftsführung einen Haustarifvertrag mit dem Betriebsrat aushandeln ― was rechtlich gar nicht möglich ist: Tarifverträge können Arbeitgeberinnen nur mit einer Gewerkschaft abschließen. „Das haben wir ihnen immer wieder erklärt ― umsonst“, meint Starkl. „Unser Eindruck ist, dass die Geschäftsführung auch zukünftig das letzte Wort haben will. Die Beschäftigten sollen immer als Bittsteller zu ihnen kommen.“


Genug verzichtet ― Tarifvertrag jetzt

Das wollen die Beschäftigten bei Linhardt nicht mehr. Sie haben in der Vergangenheit genug verzichtet. Zum Jahreswechsel 2016/2017 verlangte die Arbeitgeberin einen „Beitrag von zirka drei Millionen Euro“ von ihnen. Der Betriebsrat bot dem Arbeitgeber Einsparungen in Höhe von zwei Millionen Euro an ― doch das reichte der Geschäftsführung nicht.

„Wir wollen nicht länger verzichten. Wir wollen endlich Sicherheit und Planbarkeit“, lautete ihr Votum auf unserer Mitgliederversammlungen. Über die Hälfte der rund 650 Beschäftigten trat in die Gewerkschaft ein. Viele von ihnen arbeiten aktiv mit, als unsere ehrenamtlichen Vertrauensleute im Betrieb. Sie wählten eine Tarifkommission, die der Arbeitgeberin bereits Ende Oktober die Forderung nach einem sogenannten Anerkennungstarifvertrag übergab: Der Arbeitgeber soll die Regelungen der Metall-und Elektroindustrie ― mit einigen Abweichungen ― anerkennen.

„Der Tarifvertrag wäre auch gut für die Firma“, macht Starkl klar. „Linhardt hat Arbeit ohne Ende und sucht Fachkräfte. Bis zu 60 Leute fehlen derzeit. Viele wandern ab zu anderen Betrieben in der Region, die bereits tarifgebunden sind.“

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