1. Oktober 2018
Interview
Damit technologischer Fortschritt auch sozialer Fortschritt wird
Was passiert, wenn technische Umbrüche auf eine ungerechte Gesellschaft treffen? Und was tut die IG Metall, damit aus technologischem Wandel sozialer Fortschritt wird? Im Interview gibt Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, Antworten.

Technik und gesellschaftlicher Wandel verändern die Arbeitswelt immer wieder. Was ist heute anders als etwa in den 1980er-Jahren, als die Computer in die Betriebe kamen?
Jörg Hofmann:
Die Veränderungen sind tiefgreifender und rasanter als damals und sie werden mehr Beschäftigte unmittelbar betreffen. Gleichzeitig treffen sie auf eine Gesellschaft, die heute in weiten Teilen ungerecht ist. Das gilt für Einkommen und Vermögen, die Chancen jedes Einzelnen auf berufliche Entwicklung und Sicherheit am Arbeitsplatz. All das führt zur Spaltung der Gesellschaft. Die Gefahr droht, dass sie durch die Transformation vertieft wird.

Was passiert, wenn technische und soziale Umbrüche auf eine ungerechte Gesellschaft treffen?
Die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen uns, dass Arbeitgeber immer versuchen, technologische Umbrüche zu ihrem Vorteil zu nutzen. Erkämpfte Regeln – etwa bei der Arbeitszeit – werden in Frage gestellt und als überholt stigmatisiert. Wir brauchen aber keinen Abbau, sondern neue Regeln für eine Arbeitswelt 4.0, die gute Arbeit für alle ermöglichen. Damit technologischer Fortschritt auch sozialer Fortschritt wird, müssen wir unsere Machtressource Solidarität mobilisieren. Ohne gewerkschaftliches Handeln geht das nicht. Auch um Druck auf die Politik zu entwi­ckeln, den Arbeitgebern hier nicht nachzugeben.

Was tut die IG Metall, damit der Schritt gelingt?
Wir haben in der letzten Tarifrunde gezeigt, dass wir weiter sehr erfolgreich Solidarität organisieren können, um die Arbeitswelt zu verbessern. Diese Kraft brauchen wir auch, um die Digitalisierung im Interesse der Beschäftigten zu gestalten. Dazu gehört, Druck zu machen für eine Ausweitung der Mitbestimmung.

Wann ist der Schritt für Dich gelungen?
Wenn es gute Arbeit für alle gibt. Dazu braucht es eine mitgliederstarke Gewerkschaft, mehr Tarifbindung und politische Mehrheiten, die für mehr Gerechtigkeit und Zusammenhalt in unserer Gesellschaft eintreten.

 


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