10. Oktober 2019
Transformation von Wirtschaft und Industrie
IG Metall wird Mobilitäts- und Energiewende gestalten
Auf dem 24. Ordentlichen Gewerkschaftstag der IG Metall in Nürnberg beschlossen die Delegierten ein Aktionsprogramm zur Mobilitäts- und Energiewende.

Die Delegierten des 24. Ordentlichen Gewerkschaftstags der IG Metall haben beschlossen, dass es in den nächsten Jahren darauf ankommt, den Umbauprozess von Technologien, Produkten, Geschäftsmodellen, Standorten und Wertschöpfungskonzepten nicht zu verhindern, sondern „richtig“ zu machen. So folgten sie der Empfehlung der Antragsberatungskommission und stimmten einstimmig für die Annahme des Leitantrags 1 „Aktionsprogramm zur Mobilitäts- und Energiewende“ des Vorstands.

Zum Hintergrund: Dass es einen Umbau in Wirtschaft und Industrie geben muss, ist unvermeidbar. Die Europäische Union hat sich im Rahmen ihrer Energie- und Klimapolitik zum Ziel gesetzt, die europaweiten Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 40 Prozent gegenüber 1990 zu verringern.


Damit Deutschland seine Verpflichtungen im Rahmen der europäischen Klimaziele einhalten kann, müssen die gesamten deutschen Treibhausgasemissionen 2030 um mindestens 55 Prozent und bis 2050 um 80 bis 95 Prozent gegenüber 1990 zurückgehen. Allerdings zeigt sich, dass Deutschland diese Ziele regelmäßig und systematisch verfehlt.

Der grundlegende Wandel steht daher noch aus. Energiewende, Mobilitätswende, Wärmewende ― all diese Themen werden Gesellschaft und Industriestruktur stark verändern. Chancen und Risiken liegen dabei eng beieinander.

Deswegen unterstützten die Delegierten den Leitantrag 1, der es für die kommenden vier Jahre als Aufgabe der IG Metall definiert, für eine sozial gerechte Transformation zu streiten und die Interessen der Beschäftigten einzubringen.


Maßnahmen der IG Metall

Die Delegierten legten durch ihre Zustimmung zur Annahme des Leitantrags 1 fest, dass die IG Metall die Initiative ergreifen und regionale Zukunftsszenarien und dazu passende Energie- und Mobilitätskonzepte ausarbeiten wird.

Auf der Unternehmensebene werde es zunächst darum gehen, Unternehmensstrategien für klimagerechte Produkte und Produktion einzufordern. Deswegen bestimmten die Delegierten, dass die IG Metall nun ein öffentlichkeitswirksames Label für „gute Beispiele“ entwickelt und ausrollt.

Zudem sollen die Beschäftigten selber zu Beteiligten werden ― von Fragen der Wege zum Arbeitsplatz bis hin zu Ideen für eine größere Energieeffizienz im Betrieb. Hierzu wurde auf dem Gewerkschaftstag beschlossen, dass die IG Metall in den kommenden vier Jahren geeignete Kommunikations- und auch Anreizkonzepte entwickelt: Denn es sei auch im Interesse der Betriebe selber, dass die Ideen und Kompetenzen der Beschäftigten für den Umbau genutzt werden könnten.


Forderungen der IG Metall

Politisch wird sich die IG Metall in den kommenden vier Jahren dafür einsetzen


Die Delegierten machten auf dem Gewerkschaftstag deutlich, dass der Klimaschutz im Verkehr nicht mit dem erzwungenen Verzicht auf Mobilität oder mit sozialen Schieflagen erkauft werden darf. Vielmehr müsse die Lücke zu den klimapolitisch erwünschten Zielgrößen in erster Linie durch den systematischen Ausbau des öffentlichen Personen- und Güterverkehrs erfolgen. Zudem seien neue Mobilitätskonzepte gefragt ― für die Städte, für den ländlichen Raum.

Um die E-Mobilität zum Erfolg zu führen, brauche es einen Ausbau der Ladeinfrastruktur und Investitionen in Verteilnetze, stellten die Delegierten fest. Aber auch die Entwicklung und Industrialisierung alternativer synthetischer Kraftstoffe müsse auf der Tagesordnung bleiben ― und sei es nur für Flugzeuge, Schiffe oder als Rohstoff für die Chemieindustrie.

Mit Blick auf die Energiewende sprachen sich die Delegierten für verlässliche Ausbaupfade für die Windenergie und bessere Rahmenbedingungen aus, die den Einsatz von Technologien der erneuerbaren Energien erleichtern und bestehende Hemmnisse beseitigen. Auch stimmten die Delegierten dafür, dass sich die IG Metall auf Bundes-, Landes- und regionaler Ebene für einen aktiven Transformationsprozess im Rheinischen Revier und in der Lausitz einsetzen wird. Denn die absehbaren und notwendigen Veränderungen aufgrund von Energiewende und Klimaschutz dürften dort nicht zu Strukturbrüchen führen. Der Transformationsprozess sei so zu gestalten, dass eine leistungsfähige Industrie-, Technologie- und Wissenschaftsregion mit guten Arbeitsplätzen erhalten bleibe.

Auch das Thema Dekarbonisierung industrieller Prozesse beschäftigte die Delegierten. Hier legten sie fest, dass es ein Förderkonzept brauche, das sowohl Grundlagenforschung als auch Pilotierung neuer Anlagenkonzepte in industriellem Maßstab, wie Wasserstoffreduktion beim Stahl, unterstützt. Zudem entschieden die Delegierten, dass sich die IG Metall dafür einsetzen wird, dass Unternehmen künftig in ihre Nachhaltigkeitsberichte aufnehmen müssen, wie hoch der CO2-Anteil der verwendeten Wertstoffe ist und dass die Betriebe die nachhaltigsten und CO2-ärmsten Werkstoffe bevorzugen.


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