12. Oktober 2019
Technischer Fortschritt muss auch sozialer Fortschritt werden
Transformation auf allen Handlungsebenen gestalten
Die Transformation wird die Arbeitswelt grundlegend verändern. Wir haben den Anspruch, dass aus technischem Fortschritt auch sozialer Fortschritt wird. Auf dem Gewerkschaftstag haben die Delegierten den Leitantrag „Transformation gestalten“ beschlossen – und konkrete Maßnahmen definiert.

Die Transformation wird die Arbeitswelt grundlegend verändern - und damit die Welt, in der wir leben. Die Veränderungen werden tiefgreifend sein: Sie treffen jeden Betrieb und jede Beschäftigte, jeden Beschäftigten. Sie haben die Wucht, den Riss, der sich bereits durch unsere Gesellschaft zieht, zu vergrößern. Bei aller Ungleichzeitigkeit des Tempos und der Geschwindigkeit des Wandels, ist eines klar: Wir stehen am Beginn einer neuen Epoche industriellen Wirtschaftens.

Wir sind überzeugt: Die Transformation lässt sich so gestalten, dass alle Beschäftigten auch in einer sich verändernden Arbeitswelt an guter Erwerbsarbeit teilhaben können. Mit einer guten sozialen Absicherung und Möglichkeiten zur beruflichen Entwicklung.


Auf dem 24. Ordentlichen Gewerkschaftstag der IG Metall in Nürnberg haben die Delegierten den Leitantrag „Transformation gestalten“ beschlossen – und in ihm ein ganzes Bündel von Maßnahmen definiert.

Die betrieblichen Auseinandersetzungen um das Gelingen der Transformation, so der Beschluss der Delegierten, sollen mit einem umfassenden Arbeitsprogramm begleitet werden. Schwerpunkte in den kommenden Jahren werden sein:

Klar ist: Gelingen kann die Transformation nur, wenn es gelingt, den Weg mit den Beschäftigten gemeinsam zu gehen, wenn es gelingt, sie systematisch in den Veränderungsprozessen zu beteiligen. Qualifizierung spielt dabei eine Schlüsselrolle.


Verpflichtende Qualifizierungspläne

Im Betrieb wird die IG Metall verpflichtende Qualifizierungspläne vereinbaren. Künftige Anforderungen müssen hierfür systematisch analysiert und bestehende Instrumente wie das Qualifizierungschancengesetz und unsere Tarifverträge angewendet werden. Wir werden erarbeitete Gestaltungsansätze - etwa zur Personal- und Qualifizierungsplanung oder betriebliche Zukunftsvereinbarungen – in der Breite der von uns betreuten Betriebe verankern. Dazu wird die IG Metall Präventionsstrategien befördern, um den Arbeits- und Gesundheitsschutz im Sinne der humanen Gestaltung von Arbeit auch an den neuen Herausforderungen der Transformation auszurichten.

Tarifpolitisch wird die IG Metall Rationalisierungsschutzabkommen erarbeiten und vorantreiben, bestehende Verträge zur Qualifizierung und Weiterbildung systematisch erfassen und weiterentwickeln, tarifpolitische Standards für dual Studierende vorantreiben sowie sich um die Entgeltgestaltung im Kontext sich wandelnder Organisations- und Arbeitsformen kümmern.

Arbeitnehmerbegriff anpassen Die Delegierten auf dem Gewerkschaftstag in Nürnberg haben den Vorstand weiterhin aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass der Arbeitnehmerbegriff so angepasst wird, dass neue Beschäftigungsformen im digitalen Plattformkapitalismus unter sein Dach passen: durch seine Ablösung von der „persönlichen Abhängigkeit“. Die Kategorie der „arbeitnehmerähnlichen Person“ soll ausgeweitet werden, um die voraussichtlich wachsende Gruppe der Solo-Selbstständigen mit Rechten auszustatten und kollektiv handlungsfähig zu machen. Rechte und Schutznormen, die an Arbeit gebunden, aber unabhängig vom rechtlichen Status des Arbeitenden sind, sollen ausgebaut werden, Mindeststandards für Arbeit jenseits der Anstellung, so der Beschluss der Delegierten, müssen eingeführt werden.


Arbeitsschutz ausbauen

Die Digitalisierung der Arbeit darf, auch darin waren sich die Delegierten einig, nicht zur Rechtfertigung für den Abbau von Arbeitsstandards herangezogen werden. Der Schutz der Gesundheit ist auch in der digitalen Arbeitswelt ein hohes Gut, zu dessen Verteidigung und Ausbau die IG Metall beitragen muss. Unerlässlich für das Arbeitsschutzhandeln im Betrieb sind auch in Zukunft rechtsverbindliche Vorgaben und Präventionspflichten. Die Delegierten haben beschlossen, dass die IG Metall weiterhin politischen Druck auf die Bundesregierung ausüben muss, eine Anti-Stress-Verordnung oder vergleichbare Vorschriften zu erlassen und die Höchst- bzw. Mindestgrenzen im Arbeitszeitgesetz, die dem Gesundheitsschutz dienen, beizubehalten.


Sicherung von Unternehmen

In ihrem Leitantrag fordern die Delegierten des Gewerkschaftstags zudem, Schulen, Berufsschulen und Hochschulen insbesondere für die Herausforderungen der digitalen Transformation fit zu machen. Wir fordern darüber hinaus sozial abgesicherte Übergänge zwischen Beschäftigung, Nichterwerbstätigkeit und Ruhestand sowie eine arbeitsmarktpolitische Förderung von Qualifizierung. Weiterhin fordern wir öffentliche Beteiligungsfonds, insbesondere zur Sicherung von kleinen und mittleren Unternehmen.

Als Organisation, das haben die Delegierten in Nürnberg beschlossen, werden wir die gewerkschaftliche Bildungsarbeit mit einem besonderen Fokus auf die politische Gestaltung der Transformation weiterentwickeln. Wir werden dazu branchenpolitische und regionale Netzwerke der IG Metall ausbauen sowie den Austausch in den internationalen und europäischen Netzwerken intensivieren.

 


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