Wenn Etris Hashemi spricht, werden der Schrecken und die Grausamkeit der rassistischen Morde von Hanau spürbar – auch dreieinhalb Jahre nach den Taten.
Hashemi hat die Mordanschläge schwer verletzt überlebt. Seinen jüngeren Bruder hat er verloren. Der starb in der Nacht vom 19. Februar 2020. So wie acht weitere Menschen mit Migrationsgeschichte.
Nun steht der Überlebende auf der Bühne des Gewerkschaftstags. Die IG Metall-Jugend hat ihn eingeladen, um ein Zeichen zu setzten gegen Rassismus, Hass und Gewalt.
Hashemi nutzt diese Gelegenheit, um einen Appell an die Delegierten zu richten: „Vergesst diese schreckliche Tat nicht“, sagt er. „Was am 19. Februar passiert ist sollte uns mahnen und daran erinnern, wohin Hass, Hetzte und rechter Populismus führen können.“
Taten wie die von Hanau entstünden nicht einfach so im Kopf einzelner Menschen, sondern mitten in der Gesellschaft: „Es sind hassschürende Reden, die einen Einfluss auf uns alle haben. Diskriminierung spaltet die Gesellschaft, erzeugt Hass – und zerstört am Ende die Demokratie.“
Er selbst, berichtet IG Metall-Mitglied Hashemi, habe nach den Morden viel Solidarität erfahren und gemerkt, was man gemeinsam bewegen kann. „Wir haben viel erreicht: Eine neue Erinnerungskultur geschaffen, in der die Opfer im Vordergrund stehen“ – und nicht die Täter.
Diesen Weg des Zusammenhalts will Hashemi weitergehen. Und sagt: „Solidarisch sein heißt: Einschreiten, wenn Kollegen rassistisch oder antisemitisch beleidigt werden.“
Auch die IG Metall-Jugend sieht Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter in einer besonderen Verantwortung. Denn Rassismus finde im Alltag statt – auch in den Betrieben. Dort gelte es „klare Kante zu zeigen“.
Kolleginnen und Kollegen müssten im Betrieb gegen Rassismus verteidigt werden: „Jedes Mal, wenn wir Haltung beweisen, leisten wir einen Beitrag dazu, dass aus Stammtischparolen keine terroristischen Anschläge werden.“ Der Satz „Wehret den Anfängen“ bedeute, genau jetzt aktiv zu werden.
Schließlich senden die Delegierten des Gewerkschaftstags gemeinsam ein Zeichen. Alle im Saal versammeln sich. Und die Botschaft auf hunderten T-Shirts ist unmissverständlich: „Vielfalt macht uns stark“.