Wo ist Erich? Gerade war er noch in seinem Büro und hat ein Mitglied beraten, nun ist das Büro leer geräumt und Erich Seehars in der Ruhephase der Altersteilzeit.
Sein rasantes Tempo behielt unser Kollege bis zum Schluss bei. Egal, ob er eben mal einen Kollegen in Sachen Entgelt beriet oder bei der Firma Binderholz einen Betriebsrat gegen enormen Widerstand der Geschäftsführung gründete, Erich sprühte immer vor Energie, Tempo und guter Laune.
„So war ich schon in meiner Jugend“, erzählt er, „ich war als Läufer in der Fußballmannschaft eingesetzt und habe meinen jeweiligen Gegner immer erwischt.“
Im November 1991 begann der Maschinenbautechniker, der in seiner Freizeit „ins Holz geht“ oder außergewöhnliche Urlaubsdestinationen ansteuert, in der Geschäftsstelle Ingolstadt als politischer Sekretär.
„Eine meiner ersten großen Herausforderungen als frisch gebackener Gewerkschaftssekretär war die Schließung der Eisengießerei Schubert und Salzer. Hier musste ich gleich einen Sozialplan verhandeln“, erzählt Erich im Rückblick. „Genauso anstrengend, wenn auch positiver war der große Streik 1995 ― Ergebnis damals: Die endgültige 35-Stunden-Woche. Hier habe ich die Firma Rieter in den Streik geführt.“
Der Niedergang der Bekleidungsindustrie im Ingolstädter Raum sorgte bei Erich für die ersten grauen Haare. Mit den Firmen Rosner, Bäumler und Goldix musste er die Insolvenzen begleiten und für die Beschäftigten das Maximum herausholen.
Dagegen war bei den Firmen Mewa in Manching oder Faurecia in Neuburg ein anderes Arbeiten möglich. Beide Betriebe formte er zu verlässlichen Streikbetrieben.
Mit der Einführung des neuen Entgeltrahmentarifvertrags in Bayern nahm Erich sich des Themas an und wurde der Tarifexperte in der Geschäftsstelle. Er gründete das Netzwerk Entgelt, in dem sich die Betriebsräte qualifizieren und gegenseitig bei der Einführung und Umsetzung des neuen Tarifvertrags beistehen konnten. Ob Angestelltenarbeit, Seniorenausschuss oder Einspringen für verhinderte Kollegen, Erich meisterte alles in seiner unkomplizierten und hilfsbereiten Art.
Doch so ganz geht ein Gewerkschaftssekretär ja nie ― die Rentenberatung beim DGB macht er einfach weiter. Flott und mit unerschütterlicher guter Laune. Danke Erich!