Alle fünf Minuten stirbt irgendwo auf der Welt ein Mensch an den Folgen von Asbest. Das sind weltweit pro Jahr etwa 100 000 Tote. In Deutschland zählten Opferverbände bis heute 30 000 Asbesttote.
Vor 21 Jahren wurde der Einsatz von Asbest in Deutschland verboten,1999 folgte das Verbot in der Europäischen Union. Doch die Gefahr wurde damit nicht gebannt. In vielen Gebäuden schlummern Altlasten und weltweit werden noch immer jedes Jahr zwei Millionen Tonnen Asbest produziert.
Ende August treffen sich Arbeits- und Gesundheitsschützer aus aller Welt in Frankfurt am Main, um über eine Welt zu diskutieren, in der Arbeit sicher und gesund ist. Anlässlich des XX. Weltkongresses für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2014 fordert die IGMetall, Asbest weltweit zu verbieten.
In einer globalen Wirtschaft schützt ein europaweites Asbestverbot nur begrenzt. In Nordamerika darf die Faser bis heute verarbeitet werden. Heinz Fritsche vom Arbeits- und Gesundheitsschutz der IG Metall warnt, dass zukünftigeFreihandelsabkommen etwa mit den USA das Asbestverbot in Europa unterlaufen könnten. „Gegen ein Verbot asbesthaltige Produkte einzuführen, könnten Unternehmen vor Schiedsgerichten klagen.“
Ein weltweites Verbot kann verhindern, dass neue Asbestprodukte auf den Markt kommen. Es löst nicht das Problem der Altlasten. Wenn Eigentümer ihre Häuser energiesparsamer machen, werden Isolierungen und Dächer aufgerissen, die vor Jahrzehnten gebaut wurden. Wer weiß heute noch, was aus derWand rieselt, wenn er bohrt. „Das Problem Asbest ist aus dem Bewusstsein der meisten verschwunden“, sagt Fritsche. „Wer erst nach dem Verbot 1993 ins Berufsleben eingestiegen ist, kennt es gar nicht.“
Um die Beschäftigten zu schützen, fordert die IGMetall ein nationales Asbestregister, in dem auch versteckte Vorkommen in Gebäuden, Maschinen und Anlagen erfasst werden. Außerdem müssen Beschäftigte darin geschult werden,wie sie sich beim Umgang mit Asbest schützen.
Die Faser ist tückisch. Ihre tödliche Wirkung entfaltet sich nach Jahrzehnten. So rollte die Welle der Erkrankungen erst in den letzten Jahren an. Die Zahl der Verdachtsfälle etwa bei Lungen- oder Kehlkopfkrebs steigt. Doch nur wenige werden als Berufskrankheit anerkannt. Die Erkranktenmüssen nachweisen, dass Asbest ihr Leiden ausgelöst hat. Nach so langer Zeit fast unmöglich. Deshalb fordert die IG Metall, die Beweislast zu erleichtern.