„Die Produktion steht, die Stimmung ist gut“, bringt Tanja Reum vom Betriebsrat den Streikauftakt bei IMA Klessmann in Lübbecke auf den Punkt. Vier Verhandlungen plus zwei Warnstreiks, doch der Arbeitgeber bewegte sich immer noch nicht. Jetzt machen die Beschäftigten ernst: Seit heute Morgen 6 Uhr befindet sich die Belegschaft im unbefristeten Streik – für fünf Prozent mehr Geld und einen Tarifvertrag.
Durch das Werkstor gehe derzeit nichts mehr raus und nichts mehr rein, sagt Tanja Reum. Auch die meisten Auslandsmonteure sind dem Streikaufruf der IG Metall gefolgt. Mehr als 90 Prozent der IG Metall-Mitglieder bei IMA hatten letzte Woche für den Streik gestimmt. Ein überzeugendes Votum und Solidaritätsbeweis für die kommenden Tage und vielleicht auch Wochen. Der einzige, der den Ernst der Lage noch nicht so richtig realisiert habe, sagt Metallerin Reum, sei der Personalchef, der die Verhandlungen für die Arbeitgeberseite zuletzt führte. Zum Streikbeginn wünschte er den Streikenden lapidar ein schönes Streikwetter.
Die IMA-Beschäftigten in Lübbecke streiken für einen Tarifvertrag. (Foto: Thomas Range)
Um was genau geht es bei dem Tarifkonflikt? Zum 31. Dezember 2015 kündigte die Firma IMA Klessmann die Anerkennungstarifverträge mit der IG Metall Nordrhein-Westfalen. Daraufhin beauftragten die IG Metall-Mitglieder die zuständige regionale IG Metall in Minden, die Tarifbindung wieder herzustellen. Die IG Metall strebt eine erneute Anerkennung der NRW-Flächentarifverträge an sowie fünf Prozent mehr Geld für Beschäftigte und Auszubildende, rückwirkend ab 1. April 2016.
Die IMA Klessmann GmbH ist ein international tätiger Hersteller von Maschinen und Fertigungsstraßen für die Möbel- und Bauelementeindustrie. Am Standort Lübbecke arbeiten rund 700 Mitarbeiter. Die Auftragslage ist gut.
Trotz Verhandlungen und Warnstreiks konnte die IG Metall die IMA-Geschäftsführung noch nicht dazu bewegen, einen Anerkennungstarifvertrag auszuhandeln. Im Gegenteil: Der Arbeitgeber provozierte die Metallerinnen und Metaller und forderte seinerseits, sie sollten auf Lohnerhöhungen verzichten und dafür drei Stunden in der Woche länger arbeiten. Dann brach er die Verhandlungen ab. Der IG Metall in NRW blieb daraufhin nur noch ein Weg: Sie erklärte das Scheitern der Verhandlungen und beantragte beim IG Metall-Vorstand, die Urabstimmung über einen Streik durchzuführen.
Bereits bei den beiden vorausgegangenen Warnstreikaktionen während der Metall-Tarifrunde stand die Produktion still. Auch in der Verwaltung ruhte weitgehend die Arbeit. Lutz Schäffer, Geschäftsführer der IG Metall Minden, ist sich sicher, dass die „Streikfront“ hält und es ein paar Tage dauert, bis die Arbeitgeberseite den Ernst der Lage erkennt. „Qualität hat ihren Preis, wir auch“, sagt Svenja Bredemaier, Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung bei IMA. Und das seien Tarifverträge, die Sicherheit und faire Arbeitsbedingungen garantieren.