Mehrere Verhandlungsrunde von IG Metall und Betriebsrat mit der Miele Geschäftsleitung haben stattgefunden, seitdem der Waschmaschinenhersteller einen drastischen Stellenabbau angekündigt hat. Nicht nur das Gütersloher Stammwerk, sondern auch die Beschäftigten Bielefeld und an weiteren Standorten sind personelle Einschnitte möglich. Bei den Verhandlungen in Gütersloh geht es um einen Zukunftssicherungsvertrag.
„Ohnmacht und Schock. Das hat die Ankündigung des Stellenabbaus bei Miele bei den Leuten ausgelöst.“ So beschreibt Dirk Weltring, der Leiter des Vertrauenskörpers in Gütersloh, die Stimmung im Betrieb. Das Traditionsunternehmen, bekannt für seine guten Haushaltsgeräte, allen voran Waschmaschinen, will weltweit 2700 der 23 000 Stellen abbauen. Im Stammwerk in Gütersloh sollen in einem ersten Schritt 700 der 1800 Stellen in der Waschmaschinenfertigung wegfallen.
Seit 125 Jahren werden bei Miele Waschmaschinen und andere Haushaltsgeräte gebaut. Eigentlich wäre das ein Grund, im Juni kräftig zu feiern. Doch die Botschaft der Geschäftsleitung hat den Beschäftigten die Stimmung verhagelt. Einen solchen Sparkurs wie angekündigt hat es bei Miele so noch nicht gegeben. Die IG Metall NRW macht mobil gegen den geplanten Stellenabbau bei Miele. Miele hat angekündigt, dass fast alle Waschmaschinen künftig in Polen montiert werden sollen. „Der Umfang des Stellenabbaus im Gerätewerk wäre ein Desaster für die Menschen“, sagt Betriebsratsvorsitzender Bernd Schreiber vom Werk Gütersloh.
Dabei hatte Miele in den drei Coronajahren bis 2022 noch Rekordergebnisse eingefahren. Jetzt hat sich die Marktsituation zwar eingetrübt. „Es gibt aber keinen Grund, beim ersten Gegenwind zu solchen Maßnahmen zu greifen“, kritisiert Knut Giesler, der IG Metall Bezirksleiter von NRW. „Miele steht für allerhöchste Qualität „Made in Germany“. Hier sind Investitionen in Innovationen und Qualität gefragt“. Giesler fordert vom Unternehmen, mit Betriebsrat und IG Metall über Alternativen zu verhandeln. Die IG Metall befürchtet, dass ein Kahlschlag bei Miele auch viele Jobs bei Zulieferern gefährden könnte.
Besonders ungerecht finden die Beschäftigten, dass sie in den Coronajahren für einen Riesenumsatz gesorgt hatten. Mit Sonderschichten hatte man hohe Stückzahlen und satte Gewinne erzielt. Der Erlös floss in Investitionen, die aber nicht nach Gütersloh gingen, sondern unter anderem an den Standort in Polen in der Sonderwirtschaftszone bei Lodz. „Wir haben Flexizeiten gefahren und alles gegeben, als es drauf ankam, das hat der Arbeitgeber jetzt scheinbar vergessen“, sagt Vertrauensmann Weltring ernüchtert.
„Wir als IG Metall fordern standortübergreifend Verhandlungen über einen Zukunftstarifvertrag einzufordern“, sagt Patrick Loos von der Bezirksleitung der IG Metall NRW. Dazu wurde für alle neun Standorten von Miele in Deutschland eine Tarifkommission gebildet. Die Geschäftsleitung zeigt sich bisher wenig kompromissbereit und hat gesagt, die angekündigten Maßnahmen seien final und endgültig. Eine solche Haltung sei nicht zu akzeptieren, kritisierte Loos.