Die Bombe platze mitten in der Sommerurlaubszeit. Am 26. Juli ließ der Vorstand des Autozulieferers ZF die Maske fallen: Bis zu 14.000 von 54.000 Stellen in Deutschland sollen bis 2028 abgebaut werden – in der Produktion, in der Verwaltung, sowie bei Forschung und Entwicklung. Zugleich will ZF Stellen in Niedriglohnländern aufbauen. Dabei hatte das Management Ende 2023 noch Pläne zu einem möglichen Stellenabbau in Deutschland dementiert.
20.000 ZF-Beschäftigte haben am Dienstag bundesweit gegen die Pläne des Managements demonstriert. Sie fordern den Stopp des aus ihrer Sicht planlosen und teuren Stellenabbaus – und Investitionen in die deutschen Standorte, mit einer Beschäftigungssicherung bis 2030.
Ja, die wirtschaftliche Situation bei ZF ist schwierig. Das sehen auch Betriebsräte und IG Metall: Transformation, Wandel zur E-Mobilität, Energiepreise, Absatzkrise. Dazu kommen aber auch Managementfehler: verfehlte Anläufe, fehlende Investitionen, falsche Preispolitik, verlorene Aufträge.
„Wir erleben einen Frontalangriff auf die Beschäftigten in Deutschland und auf alle Prinzipien, für die ZF steht“, kritisiert Achim Dietrich, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von ZF. „Die Belegschaften in Deutschland sollen nun bezahlen, was Manager mit ihren Fehlentscheidungen angerichtet haben.“
Die Beschäftigten wollen nicht für die Managementfehler zahlen. Sie fordern, dass ZF auf die Ideen und Fähigkeiten der eigenen Beschäftigten und Führungskräfte setzt – statt auf billige Verlagerungen und die Unternehmensberater von McKinsey.
„Bei einem Personalkostenanteil von unter 18 Prozent zu behaupten, die deutschen Beschäftigten seien an allem schuld und die Rettung der ZF liege in Niedriglohnländern – oder ‚Best-Cost-Countries‘, wie es neudeutsch heißt, ist ein Hohn“, kritisiert Helene Sommer, Unternehmensbetreuerin der IG Metall für ZF. „Diese McKinsey-Milchmädchenrechnung hat schon viele Unternehmen in den Ruin geführt.“
Bundesweit gab es Aktionen. Allein an der ZF-Konzernzentrale in Friedrichshafen zogen 4000 Beschäftigte in einem Protestmarsch durch die Stadt.
In Schweinfurt demonstrierten 3500 Beschäftigte und schrieben ihre Vorschläge auf Metaplanwände. Sie erwarten, dass ZF an der Elektromobilität am Standort Schweinfurt festhält.
„Nur mit uns geht’s Richtung Zukunft“: Aktionstag bei ZF in Schweinfurt.
Bei der Protestaktion von 3500 Beschäftigten bei ZF in Saarbrücken und Neunkirchen war auch die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) dabei und sagte den Beschäftigten ihre Unterstützung im Kampf um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze zu.
Weitere Aktionen gab es in Düsseldorf, Nürnberg, Aschaffenburg, Auerbach, Passau, Thymau, Mannheim und vielen weiteren Standorten bundesweit.
„Wir werden aber den kompletten Werkzeugkasten des Betriebsrats ausnutzen, um Druck aufzubauen“, erklärte Betriebsrat Achim Dietrich dem SWR. „Das letzte Mittel der IG Metall wäre der Aufruf zu einem Streik, zum Beispiel für einen Zukunfts- und Sozialtarifvertrag.“
Betriebsrat, JAV und IG Metall fordern den ZF-Vorstand auf: