22. September 2011
Verhandlungen um einen Zukunftstarifvertrag bei Airbus
Beschäftigte fordern mehr Mitsprache
Sicherheit und Mitsprache für die Beschäftigten – das sind nur zwei der Knackpunkte bei den Verhandlungen zwischen Betriebsrat, IG Metall und Airbus um einen Zukunftstarifvertrag bei dem Flugzeugbauer. Am 23. September 2011 wird weiter verhandelt. Die Arbeitnehmerseite hat Maßnahmen angeboten, ...

... mit denen bis 2020 eine Milliarde Euro eingespart werden können.

Seit eineinhalb Jahren wird bei Airbus um einen Zukunftstarifvertrag verhandelt. Ziele sind sichere Arbeitsplätze, Einkommen und Standorte, weniger Leiharbeit, eine höhere Ausbildungsquote und mehr Mitspracherechte für die Beschäftigten. Bei Airbus arbeiten rund 16 000 Beschäftigte an vier Standorten in Bremen, Buxtehude, Hamburg und Stade. Am 23. September 2011 gehen die Verhandlungen in eine neue Runde. Trotz Protesten im Frühsommer 2011 liegen die Streitpunkte noch weit auseinander.

Streitpunkt Produktivität

Beispielsweise bei der Produktivität. Airbus fordert eine Steigerung von jährlich fünf Prozent netto. IG Metall und Betriebsrat stellen Einsparungen von rund einer Milliarde Euro bis 2020 durch Produktivitätssteigerungen und eine optimierte Arbeitsorganisation in Aussicht. Gegen die harten Vorgaben der Geschäftsleitung zur Kosteneinsparung setzen die Arbeitnehmervertreter auf einen Kulturwandel.

Streitpunkt Beteiligung

Die IG Metall fordert gemeinsam mit dem Betriebsrat mehr Mitsprache für die Beschäftigten. Dabei sollen die Mitarbeiterteams autonomer handeln können, denn die Beschäftigten wissen am ehesten, was sich verbessern lässt. Dieses Know-how sollte Airbus nutzen. Damit die Mitarbeiter nicht gleichzeitig befürchten müssen, durch ihre Vorschläge sich selbst oder andere Kollegen überflüssig zu machen, muss die Sicherung der Arbeitsplätze und der Einkommen in einem Tarifvertrag bis 2020 festgeschrieben werden.


Streitpunkt Ausbildung

Ein weiterer Knackpunkt ist die Ausbildung. Betriebsrat und IG Metall fordern eine Anhebung der Ausbildungsquote von fünf auf acht Prozent und die Beibehaltung der unbefristeten Übernahme. Das ist angesichts des zunehmenden Bedarfs an qualifizierten Fachkräften bei dem Flugzeugbauer notwendig.

Streitpunkt Flexibilisierung

Ein anderer Streitpunkt ist die Flexibilität. Bei Airbus arbeiten hoch motivierte Beschäftigte. Trotzdem ist die Stimmung in der Belegschaft schlecht. Viele Mitarbeiter kritisieren, dass sie hauptsächlich nur noch Fremdaufträge verwalten und Fremdfirmen kontrollieren. Dass das Unternehmen Flexibilität braucht, wird von den Arbeitnehmervertretern nicht kritisiert. Doch das Unternehmen besteht auf einer Leiharbeitsquote von 20 Prozent. Ein Großteil der Tätigkeiten wird bereits jetzt entweder über Fremdfirmen, Werkverträge oder Leiharbeit abgewickelt. Dagegen fordert die Arbeitnehmerseite, dass 85 Prozent der Tätigkeiten durch Festangestellte erledigt werden – also die Reduzierung der Leiharbeit auf 15 Prozent. Leiharbeiter werden zwar nach vier Monaten wie Stammbeschäftigte bezahlt, doch die Unsicherheit bleibt. Mehr als die Hälfte der Leiharbeitnehmer ist länger als 24 Monate eingesetzt. Hier fordert die IG Metall, dass Leiharbeitnehmern nach zwei Jahren ein fester Vertrag angeboten wird.

Langfristige Garantien

Für die Abwicklung von Megaaufträgen, wie den Langstreckenjets A350 und A320neo sind motivierte Mitarbeiter notwendig. Zudem wird Airbus an seinem Mutterkonzern EADS und dessen Strategieprogramm Vision 2020 ausgerichtet. Deshalb brauchen die Beschäftigten Garantien bis zum Jahr 2020, also einen Zukunftstarifvertrag. Der Betriebsrat und die IG Metall sind dem Flugzeugbauer weit entgegengekommen. Sollten bei der nächsten Verhandlung am 23.09.2011 keine substanziellen Fortschritte erzielt werden, stehen weitere Proteste an.


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