93 Prozent der Beschäftigten wollen auch mal kurzfristig frei nehmen können. Das hat die Beschäftigtenbefragung der IG Metall aus 2013 ergeben. Gleichzeitig sind die Menschen bereit, auf die Flexibilitätsansprüche, die sich durch mobiles Arbeiten, globale Vernetzung und den digitalen Fortschritt ergeben, einzugehen. Sie bereichern das Arbeiten auch. Damit diese Arbeitszeit aber nicht einfach in einem schwarzen Loch verschwindet, haben Beschäftigte, Betriebsrat und IG Metall jetzt eine Betriebsvereinbarung verabschiedet. Zwei Punkte sind für Christiane Benner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, dabei wesentlich: Die gesamte Arbeitszeit wird endlich erfasst und es gibt Zeiten, in denen die Mitarbeiter komplett abschalten können. Auch E-Mails und Telefon.
Die Vereinbarung gilt für alle deutschen Standorte und rund die Hälfte der 79 000 Mitarbeiter. Das sind vor allem Verwaltungsangestellte oder Entwicklungsingenieure. Betriebsratsvorsitzender Manfred Schoch sagte, die Beschäftigten könnten mit ihren Vorgesetzten Zeiten vereinbaren, in denen sie nicht erreichbar seien. Außerdem könnten sie ihre Überstunden vom mobilen Arbeiten geltend machen und dafür an anderen Tagen frei nehmen oder weniger arbeiten. Angestellte in der Verwaltung, der Entwicklung und anderen Abteilungen arbeiten häufig mehrere Stunden zu Hause und unterwegs an Smartphone und Laptop.
Laut Benner steige der Regelungsbedarf mit der immer dynamischeren Digitalisierung. „Es wird Zeit, dass wir nicht nur die technischen Möglichkeiten diskutieren, sondern den Menschen auch Hilfestellung bieten, wie sie damit umgehen“, sagte Benner. Die Wirkungen, der sich schnell wandelnden Arbeitswelt müssten von den Gewerkschaften beobachtet und Regeln zum Schutz der Beschäftigten etabliert werden.
Das Feld kann dabei nicht ausschließlich den Arbeitgebern überlassen werden. Die wehren sich gegen gesetzliche Regelungen. „Das erleben wir bei fast allen Themen. Die Arbeitgeber präsentieren fünf Großunternehmen mit guten Betriebsvereinbarungen und behaupten, alles sei geregelt. Man verkennt dann leicht, dass die große Masse der Betriebe gar keine Regelung hat. Deshalb bleibe ich bei den Dienstmails dabei: Wir brauchen einen gesetzlichen Rahmen“, sagte Benner. Details könnten dann im Unternehmen selbst geregelt werden.