Bei KLS Pharma Robotics im saarländischen Weiskirchen gibt es Ärger. Der Hersteller von Kommissionieranlagen für Apotheken, etwa automatische Apothekenschränke, tauscht die Belegschaft aus: 44 von 60 Beschäftigten haben seit 2015 den Betrieb verlassen, durch Kündigungen, Aufhebungsverträge – einige auch, weil sie einfach nicht mehr konnten oder wollten. Herein kamen viele befristete Beschäftigte und mittlerweile 16 Auszubildende, die oft Hilfsarbeiten machen müssen. Für knapp 600 Euro im Monat.
Zugleich geht die Geschäftsführung gegen den Betriebsrat vor: sechs Kündigungen gegen Betriebsratsmitglieder allein im letzten Jahr, Hausverbote und Lohnkürzungen.
Auch der Betriebsratsvorsitzende Armin Bommer ist gekündigt und von der Arbeit „freigestellt“. Kündigungsgrund war „Spesenbetrug“. Bommer soll auf Montage ein Frühstück falsch abgerechnet haben. Dabei bucht die Firma die Hotels. Nun darf er nicht mehr arbeiten. Dafür will ihm die Firma Urlaub und Überstunden abziehen – und sogar seine Nebeneinkünfte. Bommer tritt gelegentlich als Alleinunterhalter auf. Seine Gage will KLS einkassieren. Außerdem wollen sie seinen Lohn kürzen, auf die 11 Euro pro Stunde, mit denen er vor fast zehn Jahren bei KLS angefangen hat. Schließlich, so die Firma, habe es seit damals ja keine schriftliche Vertragsänderung gegeben.
Früher war Bommer stellvertretender Werkstattleiter. Doch die Geschäftsleitung versetzte ihn vor rund einem Jahr in den Service, wo er bundesweit zu Einsätzen muss. Betriebsratsarbeit ist so nur schwer zu machen.
Den Betriebsrat gründeten die Beschäftigten vor fast zwei Jahren. Damals hatten die beiden Gesellschafter Streit. Einer der beiden, mit dem die Beschäftigten ein gutes Verhältnis hatten, verließ den Betrieb. Der andere Gesellschafter übernahm.
„Damals haben wir befürchtet: Das kann nicht gut gehen. Deshalb haben wir einen Betriebsrat gewählt“, erklärt Betriebsrat Armin Bommer. „Und wir hatten leider recht: Seit die neue Geschäftsführung Mitte 2015 übernommen hat, gibt es nur noch Anweisungen, Abmahnungen und Kündigungen.“
Die IG Metall Völklingen hat bei KLS allein im vergangenen Jahr in mindestens 35 Fällen Rechtsschutz gewährt, bei 35 Mitgliedern im Betrieb. Einem Kollegen etwa wurde gekündigt, weil er mehr als 12 Stunden auf einer Baustelle gearbeitet hat und noch von Berlin alleine mit Pausen nach Hause gefahren ist. Damit habe er gegen das Arbeitszeitgesetz verstoßen. „Dabei macht das die ganze Mannschaft bei uns so“, meint Bommer. „Die Geschäftsleitung und die Vorgesetzten planen die Baustellen mit 12 Stunden und mehr und ordnen das sogar hinter vorgehaltener Hand an.“
Immerhin: Alle Beschäftigten, die mit der IG Metall geklagt haben, haben auch etwas gewonnen. Sie bekamen dann etwa doch Urlaubsgeld, Abfindungen, Weihnachtsgeld, Prämien und Reisekosten, die ihnen die Firma verweigert hatte. Einige mussten sogar klagen, um ein Arbeitszeugnis zu bekommen. „Juristisch sind wir im Recht. Das Problem ist, den Psychoterror durchzustehen“, meint Bommer. Er will jedoch standhaft bleiben. „Ohne uns und die IG Metall würden die Kollegen ganz leer ausgehen. Es lohnt sich für unsere Kolleginnen und Kollegen, Mitglied in der IG Metall zu sein.“