... eine Lösung erreicht. Zwar bringen alle Opfer – aber mit festen Produkt- und Beschäftigungszusagen sowie „Geld-zurück-Garantie“.
Stimmen aus den anderen Opel-Werken in Europa
Das sagen die Betriebsräte anderer europäischer Opel/Vauxhall-Werke zur neuen Vereinbarung und zum drohenden Aus für das Werk Antwerpen:
John Fetherston, Conveyor der Gewerkschaft Unite, Vauxhall Ellesmere Port, Großbritannien – Mitglied des Europäischen Betriebsrats
Klar: Unsere neue Vereinbarung lässt einen üblen Geschmack im Mund zurück: Wir bezahlen nun den Preis für das jahrelange Missmanagement von General Motors und Bankern. Und die drohende Schließung von Antwerpen ist inakzeptabel.
Aber: Die Vereinbarung an sich ist die beste, die wir kriegen konnten. Obwohl jedes Werk seine Opfer bringen muss. Wir leben in der realen Welt. Unsere Leute haben das verstanden. Wir hatten Massenversammlungen in Ellesmere Port und Luton. Und wir haben alles offen ausgesprochen, auch unseren Beitrag – der Preis für’s Überleben. Niemand war glücklich, aber sie haben es akzeptiert und mit überwältigender Mehrheit für die Vereinbarung gestimmt.
Die ausgehandelte Abmachung ist das Ergebnis unserer Zusammenarbeit der Europäischen Betriebsräte. Wir arbeiten da im Wesentlichen gut zusammen, trotz einiger Differenzen: Wir in Ellesmere Port und Luton waren gegen den Magna-Deal letztes Jahr. Für uns gab es da keine Zukunft. Aber es kam ja anders. Und die neue Vereinbarung jetzt ist besser als das, was wir zuvor hatten.
Rudi Kennes, ABVV-metaal, Opel Werk Antwerpen, Belgien – Mitglied des Europäischen Betriebsrats
Die Leute in Antwerpen sind sehr sauer – nicht auf uns Gewerkschafter oder die anderen Werke. Die sehen, was General Motors für ein Spiel spielt. GM will das Werk einfach schließen, obwohl im europäischen Agreement eigentlich drinsteht: Das Werk Antwerpen wird verkauft, wenn ein ernsthafter Investor da ist. Doch GM bricht jetzt mal wieder den Vertrag. Denn wir haben einen ernsthaften chinesischen Investor, der hier den Astra weiterbauen will und GM dafür hunderte Millionen Euro Montage- und Lizenzgebühren zahlen würde, mit Garantien von Banken und des chinesischen Staates. Eigentlich todsicher. Und doch hat GM behauptet, der Investor biete keine langfristige Sicherheit. Eigentlich ist das nach einem Verkauf doch nicht mehr das Problem von GM – oder?
Ernsthaft verhandelt hat GM nie. Europachef Reilly war nie persönlich bei den Verhandlungen dabei und hat immer nur Manager aus der dritten Reihe geschickt, die keine Kompetenzen haben und nur tausend Fragen gestellt haben. Die letzte Verhandlung war am 26. September. Und dann mussten die chinesischen Investoren und wir Anfang Oktober aus der Presse erfahren, dass GM die Verhandlungen für gescheitert erklärt. Reilly hat nicht mal eine E-mail geschickt. Dabei hat er wenige Tage zuvor noch auf dem Pariser Autosalon beschwichtigt: „Kein Grund zur Sorge. Es gibt doch zwei potentielle Investoren für Antwerpen.“ Und dann vier Tage später die Meldung von Schließung in der Presse. Das sind doch Mafia-Methoden.
Das Agreement an sich ist im Grunde gut. Ich unterstütze das. Das Problem ist nur, dass die im Agreement vereinbarte ernsthafte Investoren-Suche für Antwerpen anders als die Produktions- und Investitionsplanung noch nicht über Geld auf dem vereinbarten Treuhand-Konto abgesichert ist. Daher haben wir in Antwerpen auch nicht unterschrieben. Und prompt bricht GM den Vertrag. Im Grunde geben die anderen Werke nun tatsächlich Arbeitnehmerbeiträge für die Beerdigung von Antwerpen. Das ist doch zynisch. Ich würde mir das an deren Stelle nun ernsthaft überlegen. Aber sauer auf die anderen sind wir nicht – sondern auf das GM-Management, das Politik betreibt und trotz des guten chinesischen Angebots bewusst tausende Jobs kaputt macht – ohne ökonomische Vernunft. Wir bringen das jetzt vor das Europa-Parlament.