Miele verlagert die Produktion von Waschmaschinen von Gütersloh nach Polen und baut dazu 1300 Arbeitsplätze in Deutschland ab – jedoch auf freiwilliger Basis über Abfindungen und Altersteilzeit, statt über betriebsbedingte Kündigungen. Zudem sichert Miele den Erhalt der deutschen Standorte bis 2028 zu, sowie Investitionen von 500 Millionen Euro.
Auf dieses Verhandlungsergebnis für einen Zukunfts- und Sozialtarifvertrag haben sich die IG Metall NRW und Miele nach langen Verhandlungen geeinigt.
Die Eckpunkte, die in den kommenden Tagen final ausformuliert werden sollen:
Das Ergebnis wird die IG Metall nun mit ihren Mitgliedern an allen Standorten beraten. Diese entscheiden in den kommenden Tagen, ob das Verhandlungsergebnis angenommen wird.
„Das Verhandlungsergebnis enthält viel Licht aber auch Schatten“, meint Patrick Loos, Verhandlungsführer der IG Metall. „So ist es uns nicht gelungen, Miele von ihren grundsätzlichen Abbau- und Verlagerungsplänen abzubringen. Wir halten diesen Weg für falsch und bedauern, dass Miele an dieser Entscheidung festhält. Aber mit den großzügigen Abfindungen, die mit einer sozialen Komponente insbesondere den unteren Entgeltgruppen zugutekommen, haben wir richtig was rausgeholt.“
Besonders betroffen ist das Werk in Gütersloh, wo 700 Arbeitsplätze in der Waschmaschinenproduktion betroffen sind. „Ich bin nach wie vor entsetzt, das Miele an den Verlagerungsplänen festhält. Es hätte andere Lösungen gegeben, die Miele aber nicht wollte“, kritisiert Carsten Sieweke, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Miele in Gütersloh. „Das freiwillige Ausstiegsprogramm und die attraktiven Konditionen für Altersteilzeit- und Vorruhestandsmodelle können sich aber sehen lassen.“
Positiv an dem Verhandlungsergebnis ist zudem, dass die Beschäftigten nun bei Investitionen in die Standorte mitreden. Das Familienunternehmen Miele hatte bislang immer nur spärlich Zahlen offengelegt.
„Die Zukunftsinvestitionen von 500 Millionen Euro sind ein gutes Signal für die Standorte von Miele in Deutschland“, bekräftigt Birgit Bäumker, Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats von Miele. „Darüber hinaus war es uns wichtig Zukunftsperspektiven für die Standorte aufzuzeigen. Diese werden wir jetzt gemeinsam mit dem Unternehmen in einem Zielbildprozess erarbeiten. Wir wollen verhindern, dass es noch einmal so weit kommt, dass Miele Personal abbauen muss.“
Demo für einen Zukunfts- und Sozialtarifvertrag bei Miele
Miele ist leider kein Einzelfall. Nach dem Corona-Boom sind aktuell Tausende Jobs in der „Weißen Ware“ bedroht. Weitere Hersteller und Zulieferer von Waschmaschinen, Trocknern, Kühlschränken, Spülmaschinen, Backöfen und Herden in Deutschland kündigen Verlagerungen und Personalabbau an. Klar: Die Kaufkraft der Konsumenten ist durch die Inflation gesunken. Der Trend geht weg vom Premium- hin zum günstigen Einstiegsprodukt.
Es braucht einen Strategiewechsel, hin zur Technologieführerschaft. Und dafür braucht es Investitionen in Innovation und Erhöhung der Wertschöpfungstiefe an den deutschen Standorten. Das fordern die Betriebsräte von 33 Unternehmen wie Bosch-Siemens-Hausgeräte, E.G.O. Electrolux (AEG), Liebherr, Miele und Neff in einer Resolution. So sollen die deutschen Unternehmen die Transformation hin zu einer nachhaltigeren Produktion für sich nutzen, um wettbewerbsfähiger zu werden.
Einen klaren Wettbewerbsvorteil der deutschen Standorte sehen die Betriebsräte im hohen Know-How und Fachwissen der langjährig Beschäftigten. Dies ist nur durch gute tarifliche Arbeitsbedingungen in den Unternehmen zu sichern. Dazu brauche es aber auch Anreizsysteme von der Politik – für Investitionen in Deutschland.
„Die Produktion von Weißer Ware hat auch zukünftig Chancen in Deutschland und Europa – wenn wir die richtigen Stellschrauben drehen“, heißt es in der Resolution der IG Metall-Betriebsräte, mit dem Titel Ausverkauf der „Weißen Ware“ verhindern. Investition in Innovation – statt Personalabbau und Verlagerung“.