Tarifabschluss bei voestalpine Finsterwalde bringt deutlich m...
Gemeinsam ein Ziel erkämpft
Ab dem 1. August gelten auch für die 160 Beschäftigten der Drahtwerkes voestalpine in Finsterwalde die Branchentarifverträge der Metall- und Elektroindustrie. Ein Erfolg der örtlichen IG Metall, dem eine sorgfältig geplante Tarifauseinandersetzung vorausgegangen war.
Die voestalpine Draht GmbH in Finsterwalde ist das profitabelste Unternehmen in der Region Südbrandenburg. 13 Millionen an Gewinnausschüttungen weisen die letzten Geschäftsberichte aus, aber die Grundlöhne waren Anfang 2011 immer noch auf dem Niveau von 1997.
Das durfte so nicht bleiben, beschlossen die Metaller vor Ort im Juni 2010 und machten sich an die Arbeit: Zuerst einmal musste der Organisationsgrad, der zu dem Zeitpunkt bei gerade mal acht Prozent lag, deutlich besser werden. Die Werbetour für die IG Metall zeigte sehr rasch Erfolge: Erste Mitgliederzuwächse gab es schon im Juli 2010: Auf 15,4 Prozent war der Anteil der Gewerkschaftsmitglieder unter den Beschäftigten der voestalpine Draht GmbH nach nur wenigen Wochen gestiegen. Von da an ging es weiter steil bergauf: Bis August hatten schon 28 Prozent ein Beitrittsformular unterschrieben, im September waren 42 Prozent bei der IG Metall organisiert.
Durchschnittlich 150 Euro mehr
Die magische Grenze von 50 Prozent, ab der der alte Haustarifvertrag gekündigt werden sollte, wurde im Januar 2011 überschritten – nun ging es Schlag auf Schlag: Bildung einer Tarifkommission, Kündigung des Haustarifvertrages, Aufnahme von Verhandlungen und Vorbereitung auf mögliche Arbeitsniederlegungen nach Ende der Friedenspflicht ab Juni 2011. Gestärkt durch die Entschlossenheit der Beschäftigten konnte aber schon am 6. Juni ein Tarifabschluss über die Anerkennung der Branchentarifverträge erzielt werden. Ab August 2011 steigen die Einkommen dadurch um durchschnittlich 150 Euro pro Monat.
Im dem vereinbarten Stufenplan steigen die Einkommen binnen zwei Jahren auf 100% des Branchenniveaus. Im ersten Schritt erhalten die Arbeitnehmer ab August durchschnittlich 150 Euro je Monat mehr. Für Juli 2011 gib es eine zusätzliche Einmalzahlung von 200 Euro. Die Ausbildungsvergütungen wurden auf das Brachenniveau angehoben. Dadurch erhalten die Lehrlinge je Monat ca. 230 Euro zusätzlich. Durch eine veränderte Berechnungsbasis erhöhen sich auch Urlaubs- und Weihnachtsgeldanspruch.
In einem ersten Schritt sichert der Abschluss den Beschäftigten 97 Prozent der Verdienste aus der Entgelttabelle ab dem 01.08.2011 und 100 Prozent ab dem 01.06.2013 zu, künftige Branchentariferhöhungen inklusive. Was noch fehlt, ist das volle Weihnachts- und Urlaubsgeld. Einer der Kompromisse des Tarifabschlusses war es, vorerst Sonderzahlungen in Höhe von nur 80 Prozent eines Monatsverdienstes zu akzeptieren. Am 31.12.2014 kann der Tarifvertrag das erste Mal gekündigt werden, dann wird die Frage des Weihnachts- und Urlaubsgeldes neu gestellt. Auf die Tarifkommission und den Betriebsrat wartet daher noch jede Menge Arbeit. Denn Tarifverträge müssen auch umgesetzt und entsprechende Betriebsvereinbarungen gestaltet werden.