23. April 2013
Ergebnisse der Forsa-Umfrage zum Thema Stress
Dem Stress im Job Grenzen setzen
Sie wäre eine reale Chance eines der meistverbreiteten Probleme in der Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts anzupacken: Mit einer Anti-Stress-Verordnung könnten die Stressfaktoren im Job gezielt angegangen werden. Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, fordert vor ...

... allem präventives Handeln in den Betrieben.

Stress am Arbeitsplatz ist ein nicht länger zu akzeptierendes Problem. Doch wie kann es angegangen werden? Wie kann man Stress und psychische Belastungen erfassen? Lärm, Hitze und Gefahrstoffe können gemessen, Gewichte gewogen werden. Mit den Ergebnissen können die körperlichen Belastungen an Arbeitsplätzen beurteilt werden. Die Ermittlung psychischer Belastungen ist dagegen schwieriger. Aber sie ist nicht unmöglich.

Das zeigen einige Beispiele aus Unternehmen. So konnte bei Panasonic in Hamburg und bei der Sick AG das Führungsverhalten als Stressfaktor ermittelt werden. Zusätzlich dazu setzte bei dem Hamburger Hersteller von TV-Geräten noch eine E-Mail-Flut die Beschäftigten unter Druck, ebenso wie viele Telefongespräche und ständige Arbeitsunterbrechungen. Bei Sick kamen zum kritisierten Führungsverhalten noch die Verkürzung von Projektlaufzeiten hinzu, die dann bei den Mitarbeitern zu Überlastung führten.


Ohne Verordnung gelingt Abhilfe nur mit erheblichem Aufwand

Auch die Monteure beim Aufzugsunternehmen Otis in Mannheim sind überlastet. Denn ausscheidende Mitarbeiter wurden dort nicht ersetzt. Bei Alstom Mannheim waren es ebenfalls die personellen Ressourcen, die dazu führten, dass die Beschäftigten zunehmend unter Stress gerieten. In allen diesen Firmen konnten die Betriebsräte Abhilfe schaffen. Durch eine Gefährdungsbeurteilung wurden die Stressfaktoren ermittelt und es konnte gegengesteuert werden.


Doch die Abhilfe war mit einem erheblichen Aufwand verbunden. Denn es gibt keine verbindliche Verordnung. Diese fordert die IG Metall. Sie hat schon vor einiger Zeit eine Initiative für eine Anti-Stress-Verordnung gestartet. Dass sie damit richtig liegt, haben in der vergangenen Woche die Ergebnisse einer Befragung durch das unabhängige Meinungsumfrageinstitut FORSA belegt.

Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied spricht von alarmierenden Befunden. 28 Prozent der Befragten klagen darüber, dass der Stress am Arbeitsplatz durch hohen Zeit- und Leistungsdruck sowie dem Zwang zur ständigen Erreichbarkeit sie oft oder sogar immer an die Grenzen ihrer Belastbarkeit führt. Und: 42 Prozent gaben an, dass dies immerhin „hin und wieder“ der Fall sei.



Von den 1000 befragten Erwerbstätigen fordern 88 Prozent, dass die Unternehmen mehr für den Schutz vor zu hohem Leistungsdruck und gesundheitsschädigendem Arbeitsstress tun sollen. „Jetzt ist aktives und vor allem präventives Handeln in den Betrieben gefragt“, so Urban. Der Gewerkschafter kritisiert die bestehenden Regeln des deutschen Arbeitsschutzes. Sie seien zu abstrakt und unverbindlich. Im Unterschied zu den Gesundheitsrisiken, die durch Lärm oder Gefahrstoffe ausgelöst werden, fehlen bei arbeitsbedingtem Stress verbindliche und praxistaugliche Vorgaben.


Anti-Stress-Verordnung funktioniert auch in der Praxis

Die Praxis belegt, dass eine Anti-Stress-Verordnung sich durchaus in der betrieblichen Praxis anwenden lässt, wie es bei den Firmen Alstom, Panasonic, Sick und Otis gelungen ist. „Was sich in der betrieblichen Praxis bewährt hat, soll durch arbeitswissenschaftliche Erkenntnis ergänzt und zum gesundheitspolitischen Benchmark werden“, so Gewerkschafter Urban.

Hans-Jürgen Urban kündigte an: Die IG Metall werde verstärkt Druck für eine Anti-Stress-Verordnung machen – auch im Hinblick auf die Bundestagswahl im Herbst.


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