Tag und Nacht hängen viele Büroarbeitskräfte per Laptop oder BlackBerry an der Nabelschnur des Betriebs. Auf ihre Arbeitsergebnisse wird jederzeit zugegriffen, sie sind im Netz permanent unter Kontrolle und werden mit Anfragen und neuen Aufgaben drangsaliert. Wer Aufträge bis abends nicht erledigt hat, weil den ganzen Tag die Störfaktoren Telefon, Besuche und Besprechungen konzentriertes Arbeiten ad absurdum führen, arbeitet bis in die Abend- und Nachtstunden weiter – oder nimmt die Arbeit mit nach Hause.
Schöne neue Arbeitswelt – mobil, kommunikativ, ausufernd
Produktiv, sparsam, rund um die Uhr im Einsatz. Das „Lean Office“ oder „verschlankte Büro“ wünschen sich viele Vorgesetzte oder haben es bereits in die Tat umgesetzt. Büroarbeitskräfte haben steigende Anforderungen zu erfüllen, ihr Arbeitspensum schneller, effektiver, mit weniger Personal und Ressourcen zu bewältigen. Geregelte Arbeitszeiten, Erholungspausen, eine ruhige Arbeitsatmosphäre und Schutz der Privatheit bleiben immer häufiger auf der Strecke. Dagegen will die IG Metall mit ihrer Initiative „Gute Arbeit im Büro“ angehen.
Zur Auftaktveranstaltung der Initiative kamen die Befunde eindeutig zum Vorschein. Die Arbeitsanforderungen an Angestellte laufen immer öfter aus dem Ruder, ohne dass die Beschäftigten ihr Elend bisher allzu laut problematisieren. IG Metall-Vorstandsmitglied Helga Schwitzer stellte beim Auftakt fest, dass viele Betroffene gewerkschaftsfern seien, jedoch sie inzwischen vermehrt auf Vertrauensleute der IG Metall, auf Betriebsräte und Schwerbehindertenvertretungen zukommen. Ihr Kollege Hans-Jürgen Urban warnte davor, dass der permanente Wandel Belegschaften durchgreifend verunsichere und man Gesundheit und Gute Arbeit jetzt zum Thema machen muss.
Handlungsfelder für eine Gesundheitskultur
Das kurzfristige Ziel der Initiative: keine Verschlechterungen durchgehen lassen. Das langfristige Ziel: gute Arbeit im Büro. Betriebsräte können dabei ihr Profil als aktive Arbeitsgestalter schärfen. Die neue Initiative soll ihnen dabei mit Lösungsstrategien und Handlungsansätzen dienen. Die IG Metall hilft hierbei mit bewährten Praxishilfen wie das StressBarometer und mit Handlungshilfen zur Durchführung ganzheitlicher Gefährdungsbeurteilungen.
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