Die Sonderauswertung „Psycho-Stress am Arbeitsplatz“ des DGB-Index Gute Arbeit hat alarmierende Ergebnisse zutage gefördert. 56 Prozent der knapp 5000 befragten Beschäftigten sehen sich einer starken oder sehr starken Arbeitshetze ausgesetzt. Gleichzeitig gaben vier von fünf Arbeitnehmer an, dass sie in der gleichen Zeit immer mehr leisten müssen. Nicht verwunderlich ist daher, dass sich fast die Hälfte der Beschäftigten „leer und ausgebrannt“ fühlen. Dazu kommt, dass die Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt durch prekäre Beschäftigungsverhältnisse den Druck auf die Beschäftigten zusätzlich verstärkt. Die Befragungsergebnisse der Sonderauswertung wurden heute in Berlin vorgestellt.
Hans-Jürgen Urban, forderte angesichts der Brisanz der Situation ein aktives und vor allem präventives Handeln. „Überbordender Stress bei der Arbeit, also Burnout und andere Äußerungsformen psychischer Belastungen, drohen zur Pandemie, zu einer Volkskrankheit des 21. Jahrhunderts zu werden“, stellte er fest. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach konstatierte: „Die Index-Zahlen lesen sich wie ein Alarmsignal der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“. Sie forderte verbindliche rechtliche Regelungen zum Schutz vor arbeitsbedingtem Stress, die noch in der laufenden Legislaturperiode umgesetzt werden sollen.
Hans-Jürgen Urban kritisierte die Untätigkeit vieler Unternehmen in der Metall- und Elektroindustrie. Diese fühlten sich offenkundig nicht dazu verpflichtet, Prävention bei arbeitsbedingtem Stress ernst zu nehmen und vorsorgend zu handeln: Denn 40 Prozent der befragten Beschäftigten haben die Frage verneint, ob die Gefährdungen an ihrem Arbeitsplatz erfasst und beurteilt worden sind.
Und dort, wo überhaupt Gefährdungsbeurteilungen durchgeführt wurden, sei nicht nach Faktoren wie Zeitdruck, Arbeitsmenge und -intensität oder problematischem Führungsverhalten gefragt worden. Das gaben 64 Prozent der Befragten an.
Psycho-Stress ist ein übergreifendes Phänomen in allen Wirtschaftsbereichen und erfordert deshalb auch übergreifende Präventionsregeln. Offensichtlich ist, dass es eine Regelungs- und Schutzlücke im Arbeitsschutzrecht gibt. Diese Lücke will die IG Metall schließen. Daher hat sie vor zwei Jahren eine Initiative für eine Anti-Stress-Verordnung gestartet. Inzwischen konnten erste Erfolge erzielt werden. Am 19. Dezember hat die Bundesregierung beschlossen, das Arbeitsschutzgesetz zu ergänzen und eine Klarstellung vorzunehmen. Unabhängig davon fordert die IG Metall eine eigene Rechtsverordnung. Damit will sie vier Ziele erreichen
Tipps für den Arbeitsplatz Nr. 46 – Anti-Stress-Verordnung. Eine IG Metall-Initiative (PDF, 2596 KB)