Dass sich die Arbeitsbedingungen ändern und humaner werden müssen, das war dem Betriebsrat der Firma Schnellecke in Sachsen bereits seit geraumer Zeit klar. Der Altersdurchschnitt unter den Beschäftigten des Glauchauer Automobilzulieferers ist hoch. Er liegt im Durchschnitt bei Mitte 40 Jahren. Damit die Mitarbeiter länger im Job beiben, müssen die Arbeits- und Leistungsbedingungen alters- und alternsgerechter werden. Denn wenn nichts passiert, werden in den nächsten zehn Jahren fast doppelt so viele Mitarbeiter ausscheiden, wie Nachwuchskräfte nachkommen. So die Berechnungen im Rahmen einer Altersstrukturanalyse, die die Interessenvertretung gemeinsam mit dem Institut WertArbeit GmbH durchgeführt hat.
Die Situation bei Schnellecke ist typisch für die sächsische Region. Die Bevölkerung hier schrumpft rapide. Viele junge Leute ziehen weg – wegen der Ausbildung, dem Studium oder einem Job, bei dem sie besser verdienen können. Zurück kommen sie danach eher selten. Bis 2030 wird das Durchschnittsalter der dort lebenden Menschen auf 54 Jahre ansteigen. Gleichzeitig wird die Bevölkerung um etwa ein Viertel zurückgehen. So das Ergebnis einer aktuellen Prognose. Der Anteil der unter 20-Jährigen ist bereits seit einigen Jahren gering und wird auch zukünftig auf diesem Niveau bleiben.
Für das Unternehmen wird es zunehmend schwieriger, Auszubildende zu finden. Fachkräfte sind rar und dieser Engpass wird durch die positive wirtschaftliche Entwicklung der Firma noch verschärft. Insgesamt arbeiten im Werk Glauchau bei Schnellecke zur Zeit rund 1000 Beschäftigte. Dazu kommen noch etwa 150 Leiharbeitnehmer. Die Hauptkunden des Unternehmens sind VolkswagenSachsen GmbH, VW Braunschweig und Wolfsburg sowie die Firma Kautex.
Damit die Beschäftigten länger im Betrieb arbeiten können, hat sich der Betriebsrat das Ziel gesetzt, die Arbeits- und Leistungsbedingungen gesundheitsförderlich, sowie alters- und alternsgerecht zu gestalten. Auf der Grundlage einer Altersstrukturanalyse haben die Interessenvertreter ein Konzept erarbeitet, um die Demografieprobleme anzugehen. Der im Mai 2013 abgeschlossene Firmentarifvertrag „Zukunft und Demografie“ regelt die Umsetzung dieses Konzeptes bei dem Automobilzulieferer.
Jobrotation ist eine der Maßnahmen, mit denen die Belastungen gleichmäßiger auf die Beschäftigten verteilt werden und dadurch Arbeitsplätze attraktiver werden sollen. Auch werden einzelne Arbeitsplätze überprüft, ebenso wie die Inhalte der Arbeitstakte. Zudem strebt der Betriebsrat an, die Schichtarbeit zu reduzieren. Konkret soll an einigen Arbeitsplätzen in der Produktion demnächst nur in Normalschicht gearbeitet werden. An diesen Arbeitsplätze können dann Arbeitnehmer eingesetzt werden, die Kinder oder pflegebedürftige Familienangehörige betreuen müssen.
Um Nachwuchskräfte zu gewinnen, will der Automobilzulieferer außerdem Arbeitnehmer gezielt qualifizieren. Auch die Übernahme der Ausgebildeten wurde in dem Haustarifvertrag festgeschrieben ebenso wie die Integration von Beschäftigten, die auf Schonarbeitsplätze angewiesen sind.