Am Mittwoch stimmte der Gläubigerversammlung dem Angebot des Possehl-Konzerns zu. Das Lübecker Unternehmen wird den Rollenoffsetdruck am Manroland-Standort Augsburg übernehmen. Possehl sagte zu, einen Großteil der 2400 Mitarbeiter in Augsburg zu übernehmen. Possehl sieht gute Chancen, das Geschäft für Rollenoffset-Maschinen profitabel zu machen.
Für den Bogendruck-Bereich, der in Offenbach angesiedelt ist, hat Possehl dagegen kein Angebot vorgelegt. In dieser Sparte sei Manroland im Vergleich zum Rivalen Heideldruck zu klein. Für Offenbach und Plauen gibt es laut Insolvenzverwalter Werner Schneider aber andere Interessenten. Nicht zum Zuge kam bei den Verkaufsverhandlungen um Manroland der US-Finanzinvestor Platinum Equity.
Die IG Metall begrüßte die einstimmige Entscheidung der Gläubigerversammlung zugunsten von Possehl. „Es gibt jetzt eine Lösung für Augsburg“, sagte IG Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner, der stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von Manroland ist. Nun müssten sich aber alle Kräfte darauf konzentrieren, dass auch die Standorte Offenbach und Plauen eine Perspektive bekämen. Insgesamt sind an den drei Standorten 2000 Arbeitsplätze bedroht.
Possehl hatte vor einem Jahr bereits das insolvente Augsburger Unternehmen Böwe Systec übernommen. Böwe Systec, ein Spezialist für Sortierung und Kuvertierung von Briefen, hat sich unter dem neuen Eigentümer Possehl wieder stabilisiert. Die Belegschaft erhielt von Possehl eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2013.
Die Bevollmächtigte der IG Metall Augsburg Christiane de Santana schätzt Possehl daher als verbindlichen Partner ein. Bei den Verhandlungen um Böwe Systec habe sich Possehl durch Zuverlässigkeit und die Bereitschaft ausgezeichnet, sich langfristig zu engagieren, sagte Santana. Anders als der US-Finanzinvestor Platinum Equity hatte Possehl nun auch für Manroland Augsburg ein detailliertes Konzept vorgelegt.
Während die Manroland-Beschäftigten wieder Hoffnung schöpfen, kommen weitere Krisensignale aus der Druckindustrie. Der Konkurrent Heideldruck hat angekündigt, weltweit bis zu 2000 Stellen zu streichen. Hintergrund ist, dass die traditionsreiche Druckindustrie seit Jahren in der Krise steckt. Durch die Digitalisierung sinkt die Nachfrage nach großen Druckanlagen.
Die IG Metall fordert daher einen runden Tisch und ein industriepolitisches Konzept der Bundesregierung für die Druckmaschinenbranche als Ganzes. Die Politik müsse sich dafür einsetzen, dass mit der Druckmaschinenindustrie ein technologisches Kernstück des deutschen Maschinenbaus erhalten bleibe.