1. Dezember 2016
Betriebsrätepreis 2016: Betriebsvereinbarungen zur Gesundheit
Balsam für die Seele am Arbeitsplatz
Stetiger Wandel und immer komplexere Aufgaben – steigende Anforderungen im Arbeitsalltag können die Psyche der Beschäftigten belasten. Wie ein umfangreiches betriebliches Gesundheitsmanagement mit Fokus auf psychische Gefährdungen aussehen kann – Bosch macht es vor.

Natürlich geht es um Prävention, darum, dass Belastungen möglichst im Vorfeld erkannt und abgestellt werden. Und natürlich geht es ebenso um schnelle, konkrete Hilfe für Kolleginnen und Kollegen, die Hilfe benötigen. „Es geht uns aber auch um einen Kultur- und Wertewandel im Unternehmen“, sagt Alfred Löckle, der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats bei Bosch. „Die Beschäftigten sollen ohne Ängste über psychische Belastungen sprechen.“

Die zwei Gesamtbetriebsvereinbarungen, die für den diesjährigen Betriebsrätepreis nominiert sind, legen dafür einen guten Grundstein. Mit den aufeinander aufbauenden Vereinbarungen hofft der Gesamtbetriebsrat die Arbeitsbedingungen im Unternehmen deutlich verbessern zu können. So wurde die „Ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung“, die alle drei Jahre für jeden Arbeitsplatz durchgeführt werden und auch psychische Belastungen untersuchen muss, für alle Beteiligten deutlich transparenter und nachvollziehbarer gestaltet: unter anderem mit einem neu entworfenen Ankreuzbogen, der die alltäglichen Arbeitssituationen erfasst und bewertet.

Hervorzuheben ist vor allem der Abschluss der Gesamtbetriebsvereinbarung „Psychische Gesundheit“. In der Vereinbarung wird betont, dass psychische Erkrankungen kein Makel sind und dass Geschäftsführung und Arbeitnehmervertretungen Betroffene gemeinsam dazu ermutigen, sich in sogenannten „fürsorglichen Gesprächen“ ihrer Führungskraft anzuvertrauen. „Ziel dieser Gespräche ist, die Belastungen und deren Ursachen zu erkennen und den Betroffenen Hilfe anzubieten“, sagt der Nürnberger Betriebsratsvorsitzende Ludwig Neusinger, der die Vereinbarung mit ausgehandelt hat.

Zur Unterstützung der Führungskräfte wurde ein Leitfaden entwickelt, der den Blick des Vorgesetzten für den Mitarbeiter öffnen soll. In dem Leitfaden ist klar beschrieben, wie man auf den Mitarbeiter zugeht, um fachgerechte Hilfe anbieten zu können, und was man nicht machen darf. Für die Gespräche, das ist ebenso festgeschrieben, werden alle Führungskräfte sensibilisiert, informiert und geschult.Dazu enthält die Vereinbarung eine detaillierte Checkliste für das Gespräch. Sämtliche Abläufe und alle Maßnahmen, die zur Hilfe betroffener Kolleginnen und Kollegen ergriffen werden können, sind konkret beschrieben.

„Wir wissen seit Langem, dass der immer schneller werdende Wandel und die steigende Komplexität der Arbeit die Psyche belasten können“, sagt Alfred Löckle. „Mit den beiden Gesamtbetriebsvereinbarungen wollen wir diesen einerseits vorbeugen und andererseits für das Thema sensibilisieren. Anzeichen von Erkrankungen sollen frühzeitig erkannt und Betroffenen Hilfsangebote gemacht werden.“


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