... Medizintechnikunternehmens für den Betriebsrätepreis 2011 nominiert.
Das Medizintechnikunternehmen Aesculap ist eine Tochter des Konzerns B. Braun Melsungen und beschäftigt 3100 Mitarbeiter in Tuttlingen. Das Unternehmen stellt chirurgische Instrumente, Container, Implantate, chirurgische Motorensysteme OP-Navigationssysteme her. Erstmalig schlossen Betriebsrat, IG Metall und Geschäftsleitung 1999 einen Standortsicherungsvertrag für das Werk in Tuttlingen ab. Der Vertrag lief sechs Jahre und wurde ein Erfolg. In dieser Zeitspanne stieg die Zahl der Beschäftigten in Tuttlingen um rund 40 Prozent.
Von 2006 bis 2010 folgte dann der zweite Standortsicherungsvertrag. Dieser enthielt bereits die Regelung, dass auf Antrag einer der Parteien Verhandlungen zur Fortführung der Regelungen aufgenommen werden. Danach folgte der Standortsicherungsvertrag in dritter Auflage. „Wir haben daraus ein Projekt gemacht“ erläutern der Betriebsratsvorsitzende Ekkehard Rist und sein Stellvertreter Wigand Keller. Die Vorbereitungen liefen dafür schon frühzeitig an.
Sechs Projektschritte ergaben sich aus dem Vorhaben. Zunächst wurde ein grober Zeitplan erarbeitet. Dann fanden Sondierungsgespräche mit der Geschäftsleitung statt. Die IG Metall wurde in die Verhandlungen mit eingebunden. In einem weiteren Schritt wurde Betriebsräte und Vertrauensleute informiert. Danach fand die Wahl einer Verhandlungskommission statt, um die Ziele auszuarbeiten. Die Inhalte der darauf folgenden Verhandlungen mit der Geschäftsleitung wurden ständig mit der Tarifkommission, dem Betriebsrat und den Vertrauensleuten kommuniziert.
Im September 2010 war Verhandlungsauftakt. Vier Runden fanden statt. Am Ende stand als Ergebnis ein erneut klares Bekenntnis zum Standort Tuttlingen mit entsprechenden Beiträgen sowohl von Unternehmensseite als auch von Seiten der Beschäftigten. Aesculap investiert in Tuttlingen 50 bis 100 Millionen Euro für den Neubau einer Fertigung für Container und Motoren. Um Forschung und Entwicklung in Tuttlingen zu sichern und auszubauen, werden die Ausgaben um 30 Prozent erhöht.
Das jährlich zu erbringende Stundenvolumen sinkt von 150 auf 120 Stunden. Zusätzlich kann das Unternehmen für vom Mitarbeiter individuell erbrachte Qualifizierung maximal 21 Stunden aus dem Flexikonto ausbuchen. Die Zahl
der Leiharbeiter wird auf 1,5 Prozent der Belegschaft begrenzt. Wesentliche Forderungen von Mitarbeitern, Betriebsrat, Tarifkommission und IG Metall zur Sicherung und zum Ausbau der Arbeitsplätze bei Aesculap sind damit
abgesichert. Die Ergebnisse der Verhandlungen wurden mit den Beschäftigten breit kommuniziert. Dazu fanden Betriebsversammlungen und ein Pressetermin statt. Die IG Metall verteilte ein Info-Blatt über die Details der Vereinbarung an die Mitglieder im Betrieb. „Die Mühe hat sich gelohnt“, sagt Betriebsrat Wigand Keller.