Nach der außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrates von manroland am Donnerstag, 24. November 2011, hat der drittgrößte Druckmaschinenhersteller Deutschlands heute die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragt. Die Mitarbeiter wurden drüber heue Mittag in Betriebsversammlungen informiert.
Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat zeigten sich bestürzt. Man habe bis zuletzt für die industrielle Neuausrichtung von manroland gekämpt. Die Beschäftigten hätten sich auch jederzeit zu konstruktiven Lösungen bereit erklärt.
Eine Rettung des Traditionsunternehmens ist vor allem auf Grund fehlender finanzieller Unterstützung nicht mehr möglich gewesen. Ein Investor hatte sein Angebot zurückgezogen und die Gesellschafter MAN und Allianz wollten keine Mittel mehr investieren.
Verantwortung für Mitarbeiter übernehmen
Die 6600 Mitarbeiter von manroland arbeiten an den Standorten in Augsburg Offenbach (Hessen) und Plauen. In Augsburg arbeiteten bisher rund 2500 Mitarbeiter, in Offenbach rund 200 und in Plauen noch mal rund 700. Weitere Arbeitsplätze waren im Ausland angesiedelt.
Der Allianz-Investor Allianz Capital Partners (ACP) und MAN haben bereits seit längerem nach einem Käufer für das kriselnde Unternehmen gesucht haben. ACP hält 75 Prozent der Anteile und 65 Prozent der Stimmrechte. Ein Viertel der Anteile und 35 Prozent der Stimmrechte liegen bei MAN. Beide Unternehmen müssen jetzt Verantwortung für die betroffenen Mitarbeiter übernehmen.
Wirtschaftsministerium ist in der Pflicht
Auch Jürgen Kerner, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei manroland und geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, sieht das als oberste Priorität: „Ich fordere die Altgesellschafter MAN und Allianz auf, daran mit erheblicher finanzieller Unterstützung mitzuwirken. Sie stehen weiterhin in der Verantwortung für 6600 Beschäftigte und deren Familien. Die Sicherung möglichst vieler Arbeitsplätze muss auch der zentrale Auftrag eines Insolvenzverwalters sein. Die Arbeitnehmerseite wird dabei mitwirken.“
Neben den Eigentümern sei außerdem die Politik gefordert, schnelle Unterstützung für die Beschäftigten, die Auszubildenden und die Beschäftigten in Altersteilzeit zu leisten.
Die Branche der Druckmaschinenhersteller befindet sich insgesamt in einer Krise: Das Druckvolumen wächst zwar leicht, allerdings ersetzen neue, produktivere Maschinen grundsätzlich mehrere alte. Auch die digitale Revolution macht der Branche zu schaffen. Hinzu kommt die derzeit eher angespannte konjunkturelle Situation- viele mittelständische Kunden investieren nur zögerlich. Auch hier müsse der Bund aktiv werden, so Kerner: „Vom Wirtschaftsministerium fordert die IG Metall eine koordinierte industriepolitische Strategie für alle Druckmaschinenhersteller. Die drei Weltmarktführer kommen aus Deutschland, die Branche steckt insgesamt in großen Schwierigkeiten. Hier ist eine weitreichende Unterstützung durch die Politik unerlässlich.“