Beim Maschinenbauer Voith in Sonthofen / Allgäu läuft der Betrieb trotz Coronakrise voll weiter. Doch wohl nicht mehr lange, sollte das Management nicht einlenken: Ab Ende der Woche soll es Streik geben. 98 Prozent der IG Metall-Mitglieder haben in einer Urabstimmung dafür gestimmt, bei einer Wahlbeteiligung von 100 Prozent – trotz Corona, unter Einhaltung strenger Hygienevorschriften. Die IG Metall und die Beschäftigten kämpfen für den Erhalt des Standortes mit 500 Arbeitsplätzen und einen Sozialtarifvertrag.
Bereits im Herbst 2019 hatte Voith seine Schließungspläne für das Werk in Sonthofen bekannt gemacht. Das Werk produziert Spezialgetriebe und schreibt schwarze Zahlen. Dennoch soll die Produktion an andere Standorte verlagert werden, um Kosten zu sparen. Seitdem kämpfen IG Metall und Beschäftigte für den Erhalt des Werkes und bekommen dabei viel Unterstützung aus der gesamten Region.
„Dieses Werk mit 500-jähriger Tradition schreibt weiterhin schwarze Zahlen und produziert auch in Corona-Zeiten voll. Diese Schließung ist betriebswirtschaftlich nicht notwendig und menschlicher Wahnsinn“, kritisiert Carlos Gil von der IG Metall Allgäu. „Wir werden diesem Irrsinn nicht tatenlos zusehen. Die Zeichen stehen auf Streik.“
Auch der Vorstand der IG Metall in Frankfurt hat grünes Licht für den Streik gegeben. Der Streik soll noch in dieser Woche starten, natürlich mit Corona-konformen Aktionen.
Gil betont allerdings, dass die Türen für Gespräche weiterhin offenstehen: „Wenn das Management einlenken will, dann sind noch wenige Tage Zeit.“
Wegen der Corona-Pandemie fand die Urabstimmung unter erschwerten Bedingungen statt. Erstmals überhaupt führte die IG Metall eine Urabstimmung als Briefwahl durch. Die Mitglieder erhielten die Wahlunterlagen per Post nach Hause und haben sie an den beiden Wahltagen an einem IG Metall-Stand gegenüber vom Werk in eine Abstimmungsurne geworfen – unter Einhaltung strenger Hygienevorschriften.
Für ihren Corona-konformen Streik arbeiten die IG Metall-Mitglieder bei Voith in Sonthofen derzeit Konzepte aus und sind dazu in Abstimmung mit den Behörden. Es geht um alternative Streik-Aktionen, die auch ohne Menschenmassen öffentlichkeitswirksam sind.
„Wir haben es geschafft, in Zeiten der Pandemie eine Urabstimmung mit solch einem überzeugenden Ergebnis durchzuführen. Ich glaube, es wird deutlich, dass wir als IG Metall – egal zu welcher Zeit – unsere Kolleginnen und Kollegen nicht im Stich lassen“, meint Johann Horn, Bezirksleiter der IG Metall Bayern. „Sechs Monate Gespräche mit dem Management haben zu nichts geführt. Das Unternehmen hat ein Alternativkonzept der IG Metall abgelehnt, das Einsparungen bringen und den Standort sichern würde. Die IG Metall und die Beschäftigten lassen sich das nicht gefallen. Wir können auch in Corona-Zeiten einen Arbeitskampf organisieren. Wir lassen uns dieses Grundrecht nicht nehmen und kämpfen für die Existenzen der Beschäftigten. Dem Management sollte klar sein, dass wir mit der gleichen Disziplin und der hohen Beteiligung der Urabstimmung in den Arbeitskampf gehen werden.“