Nach drei Wochen Streik eskaliert der Konflikt um das Werk des Maschinenbauers Voith in Sonthofen mit rund 500 Beschäftigten weiter. Die Verhandlungen sind gescheitert. Die Voith-Unternehmensleitung lehnte das Alternativkonzept der IG Metall zur Fortführung des Standortes mit reduzierter Belegschaft ab.
„Wir haben dem Unternehmen mit unserem Alternativkonzept abermals die Hand gereicht, Voith hat das ausgeschlagen“, kritisiert Johann Horn, Bezirksleiter der IG Metall Bayern. „Die Beschäftigten in Sonthofen streiken jetzt weiter für einen Sozialtarifvertrag. Wir werden dazu kommende Woche in Verhandlungen eintreten.“
Die IG Metall fordert einen Sozialtarifvertrag mit vernünftigen Abfindungen für die Beschäftigten sowie Qualifizierungsmaßnahmen im Rahmen einer Transfergesellschaft auf Kosten des Arbeitgebers.
„Der Streik steht, und wir führen den Streik problemlos weiter, bis wir ein gutes Ergebnis haben“, bekräftigt Carlos Gil, Streikleiter der IG Metall Allgäu. „Wir erfahren hier eine unglaubliche Solidarität der ganzen Region, von Vereinen, parteiübergreifend von der gesamten Politik, bundesweit von der IG Metall. Das gibt den Streikenden einen enormen Rückenwind.“
Die Voith-Unternehmensleitung hatte letzten Herbst die Schließung des 500 Jahre alten Werks in Sonthofen angekündigt. Sie will die Produktion an andere Standorte verlagern. Die Beschäftigten halten das für unrealistisch. Sie fertigen tonnenschwere Spezialgetriebe fast ausschließlich in Einzelfertigung, auf Basis von über Jahrzehnte aufgebautem Know-How.
Sechs Monate lang hat die IG Metall mit der Unternehmensleitung verhandelt. Auch drei Warnstreiks brachten die Unternehmensleitung nicht zum Einlenken. Ende April stimmten schließlich 98 Prozent der IG Metall-Mitglieder im Betrieb für Streik.
Seitdem kämpfen sie mit alternativen, Corona-konformen Aktionen für ihre Zukunft. „Der Zusammenhalt der Belegschaft ist der Wahnsinn“, meint Birgit Dolde, Betriebsratsvorsitzende bei Voith in Sonthofen. „Das Werk hat eine 500-jährige Tradition, hier haben schon unsere Väter, Großväter und deren Vorfahren gearbeitet. Viele haben auch Familienangehörige im Werk. Das kann Voith doch nicht einfach so wegwischen. Doch in den ganzen Verhandlungen, zuletzt im Einigungsstellenverfahren, hat Voith sein wahres Gesicht gezeigt. Voith lässt keine echte Mitbestimmung zu.“