1. Oktober 2018
Missbrauch von Ausgliederungen
Immer mehr Leiharbeit und Fremdvergabe
Trotz Wirtschaftsboom und Arbeitskräftemangel gliedern Industriebetriebe immer mehr Arbeit billig aus – über Leiharbeit und Fremdvergaben. Dagegen starten wir jetzt eine Kampagne.

Die deutsche Wirtschaft boomt seit Jahren, die Arbeitslosigkeit liegt bei historisch niedrigen 5,2 Prozent – und Unternehmen klagen über Arbeitskräftemangel. 1,2 Millionen Stellen sind nicht besetzt.

Gleichzeitig hat die Zahl der Leiharbeiter mit 1,03 Millionen den höchsten Stand der Geschichte erreicht. Dazu kommt, dass die Industrie immer mehr Arbeit über Werkverträge an Fremdfirmen ausgliedert: an industrienahe Dienstleister. Sie übernehmen etwa die Wartung von Haustechnik und Anlagen als Facility-Dienstleister oder die Vormontage und Anlieferung von Teilen punktgenau direkt ans Montageband als Kontraktlogistik-Dienstleister. Besonders die Autoindustrie hat in großem Stil Arbeit an Kontraktlogistiker ausgegliedert.

 

Leiharbeiter verlieren eher ihren Job.

 

Leiharbeit – nicht nur für Auftragsspitzen

Alle Betriebsbereiche sind betroffen. Das zeigte bereits eine Betriebsrätebefragung der IG Metall von 2015. Eine aktuelle Betriebsrätebefragung der IG Metall Baden-Württemberg belegt, dass Leiharbeit längst nicht mehr nur für Auftragsspitzen, sondern immer mehr auch auf dauerhaften Arbeitsplätzen eingesetzt wird, um Kosten zu sparen.

Beschäftigte in Leiharbeit und bei industrienahen Dienstleistern haben meist deutlich schlechtere Arbeitsbedingungen als Stammbeschäftigte. So verdienen Leiharbeiter in der Gesamtwirtschaft im Schnitt 1868 Euro brutto – gut 42 Prozent weniger als der Durchschnitt aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Zudem ist ihr Risiko, arbeitslos zu werden, fünfmal so hoch. An ihrer prekären Lage hat das neue Arbeitnehmerüberlassungsgesetz aus dem vergangenen Jahr nur wenig geändert. Die meisten Leiharbeiter werden abgemeldet, ausgetauscht und oft entlassen, bevor sie mehr Geld bekommen oder übernommen werden müssten.

 

Immer mehr Leiharbeiter (Jahresdurchschnitt 1985-2017))


Gute Arbeit für alle

Deshalb will die IG Metall gemeinsam mit den Beschäftigten den Missbrauch von Ausgliederungen eindämmen. Einiges haben IG Metall und Betriebsräte in den vergangenen Jahren bereits erreicht: Spezielle Branchentarifverträge und Betriebsvereinbarungen sichern Leiharbeitern mehr Geld und bessere Chancen auf Übernahme – und sie begrenzen Leiharbeit im Betrieb. Zudem setzen IG Metall und Beschäftigte bei immer mehr industrienahen Dienstleistern Tarifverträge durch.

Jetzt legt die IG Metall eine Schippe drauf und startet die Kampagne „Gute Arbeit für alle“ in den Betrieben. Alle ­Beschäftigten, auch die von Leihfirmen und Dienstleistern, sollen gute Arbeits­bedingungen bekommen. Zum Start der Kampagne am Welttag gegen prekäre ­Beschäftigung am 7. Oktober stellt die IG Metall eine neue Betriebsrätebefragung vor. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich der Missbrauch von Ausgliederungen durch die Transformation der Industrie sogar noch ­weiter beschleunigt. Höchste Zeit, zu handeln.


| Das könnte Dich auch interessieren

Kontakt zur IG Metall

Link zum Artikel