„Wenn ich hinter einer Sache stehe, zieh’ ich sie auch durch“, sagt Dimitrios Antoniadis. Der 22-Jährige absolviert aktuell eine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer bei der Firma Mahle im baden-württembergischen Mühlacker. Den Ausbildungsplatz hat er seinem Durchhaltevermögen zu verdanken ― und dem Programm „Chance M E“. Denn nach dessen erfolgreichem Abschluss bot ihm Mahle die Ausbildung an.
Das Programm „Chance M E“ eröffnet ausbildungsschwächeren Jugendlichen in Baden-Württemberg über ein berufsvorbereitendes Jahr die Möglichkeit zum Einstieg in eine duale Berufsausbildung in der Metall-, Elektro- und Edelmetallindustrie. Es nimmt dabei gezielt Jugendliche in den Blick, die sonst meist durch das Raster der Personalverantwortlichen fallen ― sei es wegen schlechter Schulnoten, fehlender Motivation oder Brüchen im Lebenslauf.
Ähnlich war es auch bei Dimitrios: Er schloss an seinen Hauptschulabschluss die Mittlere Reife sowie das Berufskolleg I und II an. Das anschließend begonnene Informations- und Elektrotechnik-Studium brach er allerdings mitten im laufenden Semester ab. „Das war absolut nicht mein Ding. Zu viel Lernstoff in zu kurzer Zeit, keine Ansprechpartner, man war ganz auf sich alleine gestellt.“ Stattdessen wollte er eine Ausbildung in einem technischen Beruf machen. Aber um kurzfristig noch einen Platz zu bekommen, war es bereits zu spät. „Ich hatte großes Glück, am Programm ’Chance M E’ teilnehmen zu können und so einen Fuß in die Tür von Mahle zu bekommen.“
Über einen Zeitraum von in der Regel zwölf Monaten sammeln die Programmteilnehmer praktische Erfahrungen im Betrieb, festigen sie durch Theorie in der Berufsschule und werden darüber hinaus in Zusammenarbeit mit der Beruflichen Bildungsgesellschaft (BBQ) Baden-Württemberg durch ein sozialpädagogisches Training unterstützt. Während des Programms erhalten die Teilnehmer monatlich ein tarifliches Entgelt in Höhe von 250 Euro plus zusätzlich 216 Euro von der Agentur für Arbeit.
Im Betrieb lernen sie gemeinsam mit den Auszubildenden Grundlagen der Metalltechnik, wie Feilen, Drehen und Fräsen. Bei Mahle klappt das ausgezeichnet: „Die Teilnehmer der ’Chance M E’ unterscheiden sich kaum von unseren Auszubildenden. Wichtig ist, da zu fördern, wo es nötig ist“, sagt Jürgen Sczepanek, verantwortlicher Ausbilder bei Mahle. Das bestätigt auch Dimitrios: „Anfangs hatte ich zwei linke Hände, aber durch stetiges Üben wurde ich immer besser.“
Ins Leben gerufen wurde das Programm von der IG Metall in Baden-Württemberg und dem Arbeitgeberverband Südwestmetall auf Basis des Tarifvertrags Förderjahr im Jahr 2012. 2015 schlossen sich auch die Unternehmen der Edelmetallindustrie mit dem Bundesverband Schmuck und Uhren an.
Die Firma Mahle in Mühlacker beteiligt sich auf Initiative des Betriebsrates bereits seit den Anfängen 2012 an „Chance M E“. „Seitdem nehmen wir jährlich zwei Jugendlichen im Rahmen des Programms auf. Und unsere Erfahrungen sind überwiegend positiv“, freut sich Betriebsrätin Sabine Schick. „Bis auf eine Ausnahme haben wir alle Programmteilnehmer anschließend in eine reguläre Ausbildung übernommen.“
Liane Papaioannou, Erste Bevollmächtige der IG Metall Pforzheim, bestätigt den Erfolg des Programms: „Anfangs war nicht abzusehen, dass die ’Chance M E’ in Pforzheim und dem Enzkreis so erfolgreich wird. Ein Selbstläufer war das Programm nicht. Dass wir seit 2012 jedes Jahr eine Förderjahr-Klasse zusammen bekommen, wäre ohne die unermüdliche Überzeugungsarbeit meines Vorgängers Martin Kunzmann nicht denkbar gewesen. Eine Übernahmequote in Ausbildung von durchschnittlich 80 Prozent ist ein klarer Beleg, dass sich die Arbeit lohnt.“
Gelohnt hat sich die „Chance M E“ auch für Dimitrios Antoniadis. „Ich habe dank dem Programm nun einen Ausbildungsplatz, der dem entspricht, was ich machen will.“