Glühende Hitze, Funken, Staub und dazu noch die Höhe – der Arbeitsplatz von Mark Gies in den Duisburger Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM) verlangt ihm einiges ab: „Hier ist nichts normal, alles ist riesig“, sagt der 26-Jährige über das 70 Meter hohe Stahlwerk, in dem er seine Ausbildung zum Verfahrensmechaniker gerade im zweiten Jahr macht. Das schmälert seine Begeisterung für den Beruf nicht ― im Gegenteil.
„In der Hütte geht ohne den Verfahrensmechaniker nur wenig“, sagt Mark Gies. In der Ausbildungswerkstatt von HKM und im Stahlwerk selbst lernt er die Prozesse und Stationen der Stahlerzeugung von der Roheisenentschwefelung über den Konverter bis hin zu den Gießanlagen kennen, steuern und überwachen. Gefragt sind Sorgfalt, logisches Denken, handwerkliches Geschick und naturwissenschaftliche Kenntnisse.
Das wird auch so bleiben, wenn die Ausbildung im August vom Verfahrensmechaniker in der Hütten- und Halbzeugindustrie zum Verfahrenstechnologen Metall umbenannt wird. Auf zusätzliche Anforderungen müssen sich Nachwuchskräfte während der dreieinhalbjährigen Ausbildungszeit allerdings einstellen: Das Thema Nachhaltigkeit zählt dann genauso zu den Inhalten wie der Umgang mit digitalisierten Steuerungsmechanismen.
Weil sich die Ansprüche an Fachkräfte aufgrund von Digitalisierung und Industrie 4.0. ändern, werden die Ausbildungen der industriellen Metall- und Elektroberufe generell modernisiert. Darauf haben IG Metall, der Arbeitgeberverband Gesamtmetall, der Verband der Deutschen Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) und der Zentralverband der Elektroindustrie (ZVEI) hingewirkt. Die entsprechende Teilnovelle tritt zum 1. August 2018 in Kraft.
Hans-Jürgen Urban, der als geschäftsführendes IG Metall-Vorstandsmitglied für Berufsbildung verantwortlich ist, sagt: „Damit gehen wir einen entscheidenden Schritt, um die Auszubildenden für die Herausforderung durch Digitalisierung und Industrie 4.0 fit zu machen.“ Qualifizierte Fachkräfte mit ihrer Erfahrung, Kompetenz und Professionalität sind weiter der wesentliche Schlüssel, um die industrielle Produktion für die Zukunft aufzustellen. „Der IG Metall geht es darum, junge Menschen auf die zukünftigen Anforderungen der Arbeitswelt vorzubereiten und die Persönlichkeitsentwicklung für gute Arbeit in der digitalen Produktion zu fördern“, betont Hans-Jürgen Urban.
Ab August lernen die Auszubildenden zusätzlich die Themen Digitalisierung der Arbeit, Datenschutz und Informationssicherheit kennen ― das gilt für alle novellierten Metall- und Elektroberufe. Die Änderungen gelten beispielsweise für die industriellen Metallberufe Anlagen-, Werkzeug- oder Zerspannungsmechaniker und für industrielle Elektroberufe wie den Elektroniker für Betriebstechnik oder für Geräte und Systeme.
Betriebliche Ausbildungsinhalte und schulische Lerninhalte werden den neuen Anforderungen punktuell angepasst, damit die deutsche Metall- und Elektroindustrie ihre weltweite Spitzenposition behaupten kann. Dafür macht sich die IG Metall stark. Betriebe und Berufsschulen vermitteln im bewährten Zusammenspiel Qualifikationen, die für die Industrie 4.0 wichtig sind. Die Auszubildenden können in einzelnen Berufen dann auch Zusatzqualifikationen erwerben: Diese reichen vom 3-D-Druck über IT-Sicherheit und Prozess- und Systemintegration bis hin zu digitaler Vernetzung. Über allem schwebt das Ziel, die duale Berufsausbildung weiterhin modern und damit digital zu gestalten.
Die Neugestaltung von Berufen anhand künftiger technologischer Anforderungen ist nichts Neues. Betriebliche Experten von Gewerkschaften und Arbeitgebern ordnen regelmäßig Berufe neu. In der Metall- und Elektroindustrie bestehen generell ein innovatives Strukturmodell in der Berufsausbildung und moderne Berufe, die von den Sozialpartnern dynamisch weiterentwickelt werden. Die Berufsbilder sind prozessorientiert und gestaltungsoffen und werden der von Industrie 4.0. geforderten Systemorientierung und der damit verbundenen Wertschöpfung und Vernetzung branchenübergreifend gerecht.