Vieles ist in diesem Jahr wegen Corona anders als sonst. Das gilt auch für die Lage auf dem Ausbildungsmarkt. Die Betriebe bilden weniger aus. Es gibt über 40 000 Ausbildungsplätze weniger als sonst. Das ist die schlechte Nachricht.
Die gute Nachricht für Ausbildungssuchende ist: Trotzdem konnten rund 60 000 Ausbildungsplätze bisher nicht besetzt werden. Wegen Corona ist es für Betriebe dieses Jahr gar nicht so einfach, Jugendliche zu finden. Also gibt es immer noch eine Chance, eine Stelle zu finden.
Muth: Nicht einmal jede oder jeder zweite bei der Bundesagentur gemeldete Bewerberin oder Bewerber hat bislang einen Ausbildungsplatz gefunden. Traurig, aber wahr.
Am besten, man meldet sich vor Ort bei der Agentur für Arbeit. Deren Jobbörse kann man nach offenen Ausbildungsplätzen durchforsten. Und es gibt eine von der Bundesagentur für Arbeit sowie Schülerinnen und Schülern entwickelte App „Azubiwelt“, die man im GooglePlaystore oder bei Apple kostenlos herunterladen und zur Online-Suche nutzen kann.
Außerdem gibt es Jobbörsen auch auf den Webseiten der Industrie- und Handelskammern und der Handwerkskammern.
Das ist Aufgabe der Agenturen für Arbeit. Sie kümmern sich, dass ausbildungssuchende Jugendliche auch mit zeitlicher Verzögerung noch eine Stelle antreten können. Das klappt öfter als man denkt. Vielleicht muss der oder die Jugendliche einen Kompromiss machen und sich für einen anderen Beruf entscheiden als ursprünglich gedacht. Oder man muss etwas weiter zum ausbildenden Betrieb fahren.
Eine Initiative, die dazu führt, dass junge Leute sich für einen Beruf qualifizieren, ist erst mal positiv. Da kreativ zu sein und neue Wege auszuprobieren, ist begrüßenswert. Für einige Betriebe, die aktuell bereits wieder im Lockdown sind, ist das sicher eine gute Möglichkeit. Allerdings müssen auch die Berufsschulen darauf vorbereitet sein, Auszubildende unterjährig aufzunehmen und zusätzliche Klassen zu schaffen.
Im Zweifel muss man den verpassten Stoff der Berufsschule nachholen. Und auch der Betrieb muss sich sputen, um die Ausbildungsinhalte, die eigentlich schon dran waren, zu vermitteln. Aber das sollte keinen ausbildungswilligen Jugendlichen abhalten. Mit Unterstützung ist das zu schaffen. Wenn es hakt, kann die Jugend- und Azuszubildendenvertretung oder der Betriebsrat helfen und schauen, wo noch Hilfe zu organisieren ist.
Man sollte sich auf jeden Fall arbeitssuchend melden. Jeder volle Kalendermonat wird für die Rente angerechnet. Und es ist bestimmt einen Versuch wert, Betriebe in seiner Region auch direkt anzusprechen, ob sie noch einen Ausbildungsplatz frei haben. Vielleicht findet sich so ein Praktikum im Wunschberuf zur Überbrückung bis es klappt mit der Ausbildung. Und für den einen oder die andere bietet sich die Zeit auch an, um einen höheren Schulabschluss ins Auge zu fassen und die Chancen fürs nächste Jahr zu erhöhen.
Anke Muth arbeitet im Bereich Bildung- und Qualifizierungspolitik der IG Metall und ist Expertin für den Ausbildungsmarkt.
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