Unterrichtsausfall, mangelnde Prüfungsvorbereitung, schlechte technische Ausstattung – mit ihrer Kampagne „BBS ohne Stress“ macht die IG Metall Jugend Niedersachsen und Sachsen-Anhalt auf Mängel an den berufsbildenden Schulen (BBS) aufmerksam. Dass sie damit einen blanken Nerv trifft, zeigen 13.000 Unterschriften von Unterstützerinnen und Unterstützern. Sie demonstrieren: Wir stehen hinter den Forderungen der IG Metall und wir wollen von der Politik, dass sie endlich tätig wird.
Rund 150 Jugendliche sind Ende November mit ihren Forderungen im Rahmen einer Aktion der IG Metall Jugend Niedersachsen und Sachsen-Anhalt vors Kultusministerium in Hannover gezogen, um Staatssekretärin Erika Huxhold das Unterschriftenpaket zu übergeben. Aktuell prüft das Ministerium die Forderungen – eine schriftliche Rückmeldung wurde zugesagt.
„Während die duale Berufsausbildung international bewundert wird, wird im Inland die Qualität der schulischen Säule der Berufsausbildung massiv vernachlässigt. Der Investitionsstau betrifft nicht nur die mangelnde technische Ausstattung der Berufsschulen, auch die personelle Situation ist teilweise bedenklich angespannt“, sagt Hartmut Meine, IG Metall-Bezirksleiter für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.
Und IG Metall-Bezirksjugendsekretärin Nina Zach kritisiert: „In Zeiten von Industrie 4.0 können wir uns schlechte Berufsschulen nicht leisten, denn wer gut ausgebildete Fachkräfte will, darf an deren Bildung nicht sparen.“
Leider ist bisher das Gegenteil der Fall. Ob sanitäre Anlagen, Ausstattung mit Computern, Maschinen oder Lehrmaterialien: Dass die Zustände an deutschen Berufsschulen zu wünschen übrig lassen, ist längst kein Geheimnis mehr. Der aktuelle DGB-Ausbildungsreport zeigt darüber hinaus: Nur 56 Prozent der Schülerinnen und Schüler bundesweit sind mit der fachlichen Qualität ihres Berufsschulunterrichts zufrieden.
Dieses beunruhigende Bild bestätigt auch eine Umfrage der IG Metall Jugend Niedersachsen und Sachsen-Anhalt unter mehr als 2.000 Azubis. Ihre Ergebnisse sind die Grundlage der Kampagne:
Lehrkräftemangel: Mehr als jeder zweite befragte Azubi gibt an, dass regelmäßig Unterrichtsstunden ausfallen – im Schnitt drei bis vier Stunden monatlich. Mehr als zwei Drittel sagen außerdem, dass auf ihren individuellen Kenntnisstand keine Rücksicht genommen wird.
Zu wenig Koordination zwischen Berufsschule und Betrieb: Nur 63 Prozent fühlen sich ausreichend auf Prüfungen vorbereitet. Regelmäßige Absprachen zwischen berufsbildender Schule und Betrieb gibt es nur in 34 Prozent der Fälle. Besonders in gewerblichen Berufen ist die Abstimmung praktischer und theoretischer Inhalte besonders verbesserungswürdig.
Kosten für Lehrmaterial: Jeder zweite befragte Azubi muss die im Unterricht genutzten Materialien selbst zahlen – sie werden weder vom Betrieb noch von der berufsbildenden Schule übernommen.
Mitbestimmung: Klassensprecher und Schülervertretungen werden zwar fast überall gewählt. Den Schülerinnen und Schülern fehlt aber das Wissen über Mitbestimmungsmöglichkeiten und Mitspracherechte in der Berufsschule. Rund zwei Drittel wissen nicht, ob es in ihrer Berufsschule eine Schülervertretung gibt, die Hälfte weiß nicht, ob es Vertrauenslehrer gibt.
„Dagegen will die IG Metall Jugend Niedersachsen und Sachsen-Anhalt jetzt was tun“, so IG Metall-Bezirksjugendsekretärin Nina Zach.
Die Forderungen sind deutlich: