... Dresden stehen sie auf und hauen auf den Putz: für faire Bezahlung und Jobs nach der Ausbildung.
„Früher hat sich die Jugendvertretung hier eher um Freizeit und Belustigung gekümmert, um Fußball oder Weihnachtsfeiern“, erinnert sich Maik Straube, Vorsitzender der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) bei BGH Edelstahl im sächsischen Freital. „Dabei lief hier einiges schief.“ Etwa, dass viele Azubis nach der Ausbildung gehen mussten. BGH ist nicht im Flächentarif und hatte überhaupt keine Übernahmeregelung.
Doch die haben sich die BGH-Azubis mit langem Atem selbst erkämpft. Sogar unbefristet. Vor über zwei Jahren zogen sie erstmals mit Transparenten durchs Werk. Sie enterten Sitzungen und forderten von der Geschäftsführung Perspektiven für ihre Zukunft ein. Sie stellten Pappsäulen mit Porträts und Statements aller Azubis auf und zeigten ein Video mit Solidaritäts-Erklärungen älterer Beschäftigter. „Anfangs hatten wir die Hosen voll. Aber wir haben es durchgezogen“, sagt Maik. „Alle waren baff. Das hatte es hier nie gegeben: Die Azubis machen die ’Gusche’ auf.“
Die BGH-Azubis sind nicht die einzigen, die in Sachsen aufmucken: Ähnlich läuft es auch bei den Elbe Flugzeugwerken, den Karosseriewerken Dresden oder bei KBA: Sie ziehen bei Nacht und Nebel mit Stickern und Sprühkreide durch den Betrieb – und verteilen morgens Frühstückseier für die Übernahme.
Auch in den kleinen Buden läuft es. Etwa im Kfz-Handwerk, wo gerade Tarifverhandlungen sind. Auch hier sind die Azubis mit Porträt-Säulen am Start – und Slogans wie „450 Euro Ausbildungsvergütung – davon kann man nur bei Mutti leben“. Die Azubis der BMW-Niederlassung Dresden haben ihre Säulen den Kfz-Chefs direkt in den Tarif-Verhandlungssaal gestellt.