Kinder, deren Eltern keine Akademiker sind, gehen seltener zur Universität als Akademikerkinder. Tatsächlich sind es nur 23 Prozent. Und noch ein paar mehr Zahlen und Fakten verdeutlichen die Misere im Bildungssystem: 50 000 Schulabgänger verlassen die Schule ohne einen Schulabschluss. 273 000 Jugendliche sind 2013 ohne Ausbildungsplatz geblieben. Fast 300 000 junge Menschen sind hierzulande erwerbslos und 7,5 Millionen Menschen können zwar Buchstaben erkennen, ihren Namen und ein paar Wörter schreiben, aber keine längeren Texte verstehen. Sie sind funktionale Analphabeten.
Frühkindliche Bildung, Schule, Ausbildung, Studium, Weiterbildung – diese Stationen prägen den Werdegang der Menschen. Welchen Bildungsweg Mädchen und Jungen einschlagen, das wird bereits hierzulande nach vier Jahren Grundschule entschieden. Bereits im Alter von zehn Jahren werden die Weichen für die Zukunft gestellt: Weiter die Hauptschule besuchen oder auf die Realschule beziehungsweise das Gymnasium wechseln. Positive Förderung oder Hemmnisse, egal auf welcher dieser Stationen, wirken bis ins Arbeitsleben nach.
Die IG Metall fordert ein Bildungssystem, das den Menschen so lange wie möglich alle Wege offen hält, durchlässiger wird und mehr Qualität bietet. Bildungskarrieren dürfen nicht scheitern, weil Kinder nicht aus einem Akademikerhaushalt kommen oder sie wegen zu großer Schulklassen nicht individuell gefördert werden können. Ein modernes Schulsystem muss längeres gemeinsames Lernen ermöglichen und zuerst den Lernerfolg aller Schüler im Blick haben.
„Fit für den Markt“ und „Training on the Job“ darf nicht das Credo für Bildung sein. Daher lehnt die IG Metall Jugend es ab, berufliche Ausbildungsgänge in zwei-jährige Schmalspurqualifizierungen zu pressen, die Schulzeit zu verkürzen und die Inhalte immer stärker zu verdichten. Auch Studierende sollen nicht durchs Studium gehetzt werden.
Zeit für Bildung brauchen auch Arbeitnehmer. Tatsächlich ist jedoch der Arbeitsdruck in den Unternehmen zu groß, das betriebliche Qualifizierungsangebot ist ungenügend und meist werden die Beschäftigten für Schulungen nicht oder nur teilweise freigestellt.
Neben der Zeit mangelt es häufig auch an Geld. Auszubildende nehmen neben ihrer Berufsausbildung Zweitjobs an, um über die Runden zu kommen. Studierende jobben nebenbei, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. An den Schulen fällt Unterricht aus. Es gibt zu wenig Lehrkräfte und diese sind dann auch noch überlastet. Zudem ist an vielen Schulen die Ausstattung veraltet. Auch viele Beschäftigte können sich Weiterbildung nicht leisten, weil die Maßnahmen zu teuer sind oder sie wegen ihrer Freistellung auf einen Teil des Gehalts verzichten müssen. Wenn es richtig ist, dass die Wirtschaftskraft und der wirtschaftliche Erfolg Deutschlands auf qualifizierten Fachkräften basiert, muss mehr in Bildung investiert werden. Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe.
Bildung muss allen Menschen in jeder Lebensphase offen stehen. Sie soll Menschen zu Selbstbestimmung, Mitbestimmung und Solidarität befähigen. Damit werden die Voraussetzungen für eine demokratische, eine gerechtere und damit eine bessere Zukunft geschaffen.
„Move It! Gemeinsam für Weiterbildung“ ist das Motto des Jugendaktionstages am 5. Juni 2014. Dann werden tausende Schüler, Azubis, Dual Studierende und Beschäftigte für bessere Bildung auf die Straßen gehen.