Nazis fackeln Auto von Metaller ab
„Ich lasse mich nicht von Nazis einschüchtern“

Nazis zündeten Detlef Fendts Auto in Berlin-Neukölln an. Doch der ehemalige Leiter der IG Metall-Vertrauensleute bei Mercedes lässt sich nicht unterkriegen. Er will weiter gegen die Rechten demonstrieren und sein Viertel, die Hufeisensiedlung, nazifrei halten. Wir haben mit Detlef Fendt gesprochen.

30. Januar 201730. 1. 2017


Detlef, was ist passiert?

Detlef Fendt: Nazis haben nachts mein Auto abgefackelt. Meine Nachbarn haben mich geweckt. Das war ein 28 Jahre alter Mercedes der W-124er-Baureihe. Ich habe da viel Arbeit und Geld reingesteckt.


Warum ausgerechnet Du?

Ich fahre oft mit dem Auto zu Veranstaltungen der Nazis und NPD-Infoständen, um dort gemeinsam mit anderen mit IG Metall-Fahnen zu protestieren. Da haben sie sich wohl meine Nummer aufgeschrieben. Ich halte die Laternen in unserer Hufeisensiedlung sauber, frei von Nazi-Aufklebern. Die Hufeisensiedlung ist eine Arbeitersiedlung aus der Weimarer Republik, dort wohnen viele Antifaschisten. Wir haben die Initiative „Hufeisern gegen Rechts“ gegründet. Bei unseren Veranstaltungen sind die Nazis immer am Rande dabei, um uns zu beobachten.


Nimmt der Nazi-Terror bei Euch insgesamt zu?

Ich finde schon, dass es massiver wird. In Neukölln gab es in den letzten vier Wochen acht Brandanschläge durch Nazis.


Erfährst Du Unterstützung?

Ich erfahre breiteste Solidarität von den Nachbarn und von Kollegen aus dem Betrieb. Und ich bekomme aus ganz Deutschland E-Mails. Mein Cousin hat mir schon einen neuen alten Mercedes besorgt. Der ACE (Automobilclub Europa) übernimmt den Transport. Die sehen das auch politisch.


Wirst Du jetzt ruhiger? Oder engagierst Du Dich weiter gegen Rechts?

Ich lasse mich nicht einschüchtern und werde mich weiter gegen Nazis engagieren. Als erstes hat man in Deutschland 1933 Bücher verbrannt, dann Synagogen, dann brannte alles. Jetzt fangen sie wieder an, sie zünden Asylbewerber-Unterkünfte und Autos an. Ich war Leiter der IG Metall-Vertrauensleute in einem Betrieb mit über 140 Nationen. Ich habe mich für die Interessen aller eingesetzt – und gegen Rassismus. Wenn wir zusammenstehen, können wir auch etwas erreichen.

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