Damit man seiner Gesundheit nicht schadet, gibt es ein paar Dinge zu beachten.
In Nordrhein-Westfalen haben beispielsweise 1989 noch 35 Prozent, hingegen 1999 schon 56 Prozent der Beschäftigten regelmäßig Überstunden geleistet. In den Ländern der Europäischen Union klagten 1990 noch 50 Prozent, 2000 aber schon 60 Prozent der Beschäftigten über zu enge Zeitvorgaben oder Zeitdruck. Die gesundheitlichen Gefährdungen infolge überlanger Arbeitszeiten und hoher Arbeitsintensität haben also im Laufe der letzten Jahre erheblich zugenommen. Kein Wunder, dass sich die Beschäftigten wünschen, Überstunden, Schicht- und Sonntagsarbeit zu reduzieren.
Schon unter den Beschäftigten, die wöchentlich bis zu 34 Stunden arbeiten, beklagen 35 Prozent einen regelmäßigen Termin- und Leistungsdruck. Bei denen, deren Arbeitszeit zwischen 35 und 40 Stunden liegt, betrifft dies sogar 42 Prozent. Aber selbst das ist noch steigerungsfähig. Von denen, die zwischen 41 und 45 Stunden in der Woche arbeiten, fühlen sich 67 Prozent unter regelmäßigem Termin- und Leistungsdruck. Bei Menschen mit 46 und mehr Wochenarbeitsstunden steigt dieser Wert sogar auf 79 Prozent. Je länger die Arbeitszeit, desto stärker der Leistungsdruck – und umgekehrt.
Das Wochenende ist wichtig, um sich zu regenerieren und Stress abzubauen. Wer am Wochenende arbeitet, riskiert zunehmende gesundheitliche Probleme: auffällig erhöhte Nervosität, Schlafstörungen, psychische Erschöpfung, Rückenschmerzen.
Schicht- und Nachtarbeit können schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Sie beeinträchtigen die Schlafdauer und -qualität und damit die allgemeine Fähigkeit des Menschen, sich zu erholen. Schichtarbeiter/innen klagen besonders häufig über Nervosität (26 Prozent), Schlafstörungen (30 Prozent), psychische Erschöpfung (23 Prozent) und Rückenschmerzen (49 Prozent).
Verlängerte Arbeitszeiten verschärfen die gesundheitlichen Risiken für diese Beschäftigtengruppen weiter. Zum einen führen sie zu zusätzlichen Schichten. Zum anderen konnten die Schichtpläne bei kurzen Arbeitszeiten vergleichsweise sozial verträglich gestaltet werden – nach vorne rollierend und kurzzyklisch. Damit konnten die besonderen gesundheitlichen Belastungen in Grenzen gehalten und Spielräume genutzt werden, um am familiären und sozialen Leben teilzunehmen. Bei längeren Arbeitszeiten ist mit gegenteiligen Effekten zu rechnen. Dadurch dürften über kurz oder lang die Gesundheitskosten steigen.
Bei Nachtarbeit ist die Widerstandsfähigkeit des Organismus gegenüber den „normalen“ Belastungen am Arbeitsplatz herabgesetzt, zum Beispiel gegenüber
Nur wer sich noch am gleichen Tag von seiner Arbeitsbelastung wieder vollständig erholen kann, vermeidet – oder verringert zumindest – gesundheitliche Risiken. Wer ständig müde und erschöpft ist, weil er oder sie zu lange arbeitet und dabei intensiv belastet ist, kann damit längerfristig auf vielfältige Weise seine/ihre Gesundheit beeinträchtigen und schädigen. Das hat im Januar 2002 eine Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin deutlich gemacht. Wer es nicht schafft, zwischen Arbeit und Erholen im Laufe eines Tages eine Balance zu erreichen, rutscht Schritt für Schritt in ein Erholungsdefizit, das mit der Zeit immer größer wird. Schließlich kann jemand so übermüdet sein, dass die Fähigkeit seines Körpers, wieder zu Kräften zu kommen, grundlegend gestört ist. Dann ist man sogar zu müde, um sich überhaupt noch erholen zu können. Zu lange Arbeitszeiten können einen Teufelskreis von Überbeanspruchung und Erholungsmangel auslösen, in dem sich die Leistungsfähigkeit schließlich vorzeitig verbraucht – wie bei einer Kerze, die von beiden Enden her brennt.
Steigt die Dauer der täglichen Arbeitszeit, dann kommt es bei der Arbeit auch häufiger zu vergleichsweise schweren Unfällen. Dies wird bereits nach der siebten oder achten Arbeitsstunde auffällig und steigert sich noch einmal nach der neunten und zehnten Stunde. Das Risiko, Opfer eines tödlichen Arbeitsunfalls zu werden, wächst ab der neunten Arbeitsstunde deutlich.
In Nachtschichten liegen die Unfallquoten doppelt so hoch wie tagsüber. Was für Arbeitsunfälle gilt, trifft grundsätzlich auch auf Unfälle auf dem Heimweg zu – und bei chronischer Ermüdung auch schon auf dem Weg zur Arbeit.
Die Paragrafen 2 und 5 Absatz 3 Nummer 4 Arbeitsschutzgesetz verpflichten den Arbeitgeber, Gefährdungen zu begrenzen und Arbeitsunfälle sowie andere gesundheitliche Risiken zu vermeiden. Auch mit Hilfe der Arbeitszeitgestaltung.
Die wachsende Zahl der täglichen Arbeitsstunden ist nur einer der Gründe, warum zu viel Arbeit die Gesundheit beeinträchtigen kann. Ebenso wichtig ist, wie intensiv der/die Einzelne in dieser Zeit belastet ist. Erst das Verhältnis dieser beiden Faktoren zueinander ist ausschlaggebend dafür, ob die Gesundheit gefährdet ist
Auch psychische Symptome wie erhöhte Nervosität und Gereiztheit, Konzentrationsstörungen, Zwangsdenken und Zwangsgrübeln können Folgen von überlangen Arbeitszeiten sein, ebenso wie Schlafstörungen und Schlaflosigkeit bis hin zu depressiven Verstimmungen und Angstzuständen. Herzinfarkt und andere Durchblutungsstörungen des Herzens oder auch des Gehirns (Schlaganfall, Hirnschlag) sowie Hörsturz oder Tinnitus können ebenfalls durch zu lange Arbeitszeiten ausgelöst werden. Immer häufiger sind davon auch jüngere Menschen betroffen.
Wer zunächst einmal seine Arbeitszeiten überprüfen möchte, kann das mit unserem Arbeitszeit-Check tun. Ist das Ergebnis beunruhigend, sprechen Sie am besten Ihren Betriebsrat im Unternehmen an. Wer keinen Betriebsrat hat, kann sich auch zunächst bei seiner IG Metall vor Ort darüber informieren, wie er Beruf und Gesundheit wieder besser miteinander vereinbaren kann.