Die Beschäftigtenbefragung der IG Metall ist die größte und umfangreichste in Deutschland. Die Menschen haben der IG Metall damit einen Handlungsauftrag gegeben, sich für Arbeits-und Lebensbedingungen einzusetzen, die sicher, gerecht und selbstbestimmt sind. Diesen Auftrag will die IG Metall mit ihrer Arbeit im Betrieb, in der Tarifpolitik und mit ihren Forderungen an die Politik nun umsetzen.
Die Menschen wollen eine Politik, die ihnen die Sicherheit gibt, in einer sich wandelnden Arbeitswelt mithalten zu können. Sie wollen eine Politik, die ihnen Entwicklungschancen bietet und sie in Zeiten unterstützt, in denen sie sich um Schwächere kümmern. Sie wollen ein sicheres, gerechtes und selbstbestimmtes Leben führen – am Arbeitsplatz und zu Hause. Diese Erwartung spricht aus den Antworten auf die Fragen zu Sozial-, Bildungs- und Arbeitspolitik, die die IG Metall in ihrer Beschäftigtenbefragung stellte.
Die Technik macht einen Riesensprung ins digitale Zeitalter. Viele Menschen sorgen sich, ob sie diesen Sprung schaffen. Sicherheit und berufliche Perspektiven in der Industrie 4.0 sind 93 Prozent der Beschäftigten wichtig oder sehr wichtig. Sie wissen, dass Qualifikationen und Abschlüsse dabei eine große Rolle spielen.
Auch deshalb sagen 93 Prozent der Befragten, dass Bildungschancen nicht von der Herkunft abhängen dürfen. Die Politik muss solche Ängste ernst nehmen und mehr Bildungsgerechtigkeit schaffen, zum Beispiel durch ein Recht auf betriebliche Fortbildung und ein Mitbestimmungsrecht der Betriebsräte bei Weiterbildung.
Bildung sichert Beschäftigten den Anschluss, wenn sich ihre Arbeit verändert. Sie wollen aber auch Sicherheit. Daher fordern 89 Prozent der Befragten – wie die IG Metall – grundlos befristete Arbeitsverträge abzuschaffen. Ihnen ist wichtig, dass Arbeit die Existenz sichert und Arbeitslosigkeit nicht ins soziale Abseits führt.
Mobile Rechner und Telefone erleichtern es vielen Menschen, Arbeit und Leben zu vereinbaren. Aber sie machen es auch schwerer, Grenzen zu ziehen. Deshalb will die große Mehrheit der Beschäftigten ein starkes Arbeitszeitgesetz. 96 Prozent der Befragten wollen das Recht haben, einfachmal abzuschalten. Sie wollen Arbeit und Privatleben vereinbaren können und fordern dafür die Unterstützung der Arbeitgeber. 84 Prozent sagen daher: Wer aufgrund von Pflege, Erziehung oder Bildung kürzertritt, muss finanziell unterstützt werden.
Das spricht für einen Entgeltausgleich bei solchen Auszeiten, wie ihn die IG Metall fordert. Beschäftigte wollen außerdem, dass niemand durch eine Familienphase beruflich in einer Sackgasse landet. 90 Prozent fordern ein Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit. Damit unterstreichen sie nachdrücklich die Forderung der IG Metall an die Politik, das Rückkehrrecht in Vollzeit, das im gültigen Koalitionsvertrag vereinbart wurde, zu realisieren.
Gerechtigkeit bei Einkommen und Vermögen sowie gleiche Chancen für Frauen und Männer sind den Beschäftigten wichtig. Sie wissen, dass Tarifverträge mehr Gerechtigkeit schaffen, und erwarten vom Gesetzgeber mit großer Mehrheit (92 Prozent), Tarifflucht bei Auslagerungen zu verhindern. Tarifverträge können nur dort Gerechtigkeit schaffen, wo sie gelten. Die Aufforderung an die Politik lautet daher: Tarifverträge besser zu schützen und zu stärken.
Die Starken helfen den Schwachen – das solidarische Prinzip der Sozialversicherung wird seit Jahrzehnten aufgeweicht. In der Krankenversicherung zahlen Beschäftigte und Rentner einen Extrabeitrag, während der Arbeitgeberbeitrag inzwischen eingefroren ist. Kostensteigerungen müssen allein die Arbeitnehmer zahlen. Die Mehrheit der Beschäftigten (95 Prozent) will das nicht und fordert, dass Arbeitgeber wieder genauso viel wie die Beschäftigten an die Krankenkassen zahlen.
Sorgen bereitet vielen Menschen auch die Aussicht auf ihr Leben im Alter. Sie fürchten, dass ihre Rente nicht reichen wird. Deshalb fordert die Mehrheit, das Rentenniveau wieder anzuheben und nicht das Rentenalter. Besonders bemerkenswert: Für eine sichere Rente sind 85 Prozent der Befragten bereit, höhere Beiträge in die Rentenkasse zu zahlen. Diese Wende in der Rentenpolitik fordert auch die Mehrheit der Jüngeren. Die Politik muss daher weiter daran arbeiten, das Rentenniveau zu stabilisieren und zu erhöhen.