Was hat Dich bewogen, ein Buch zu schreiben mit dem Thema „Kurswechsel“? Ist denn nicht auf diesem Gebiet von der IG Metall bereits alles gesagt worden?
Ja, gesagt worden ist viel. Ich sehe aber nicht, dass Politik und Wirtschaft aus der jüngsten Finanzkrise etwas gelernt haben oder gar die richtigen Konsequenzen gezogen haben. Die Finanzkrise hat doch einmal mehr gezeigt, dass Anstand und Moral auf der Strecke geblieben sind. So wie bisher kann es nicht mehr weitergehen. Deshalb will die IG Metall eine gesellschaftliche Debatte eröffnen. Und mein neues Buch ist der Auftakt dazu.
Was sind Deine Botschaften?
Eine Sache ist mir besonders wichtig: Die Wertegemeinschaft IGMetall – alsowir alle,die Mitglieder, die Betriebsräte und die Vertrauensleute – stehen für ein gutes Leben. Dafür setzt sich jede Metallerin und jeder Metaller immer wieder ein. Gerade in Zeiten steigender lexibilitätsanforderungen aber auch -bedürfnisse brauchen die Menschen Sicherheit. Sie brauchen feste Jobs und keineLeiharbeitsverhältnisse oder
andere dauerhafte Befristungen. Und: Sie brauchen anständige und faire Löhne für ein gutes Leben.
Die Wirtschaftskrise hat gezeigt, wie wichtig eine starke IG Metall ist. Wir haben uns für Kurzarbeit und Abwrackprämie stark gemacht und damit viele Jobs gerettet. Aber was passiert in der nächsten Krise?
Deutschland muss eine Industriegesellschaft bleiben, die mit Hilfe der IG Metall ökologisch und nachhaltig umgebaut wird. Das wird auch in den nächsten Jahren unser größtes Ziel sein. Deutschland kann auf Industriearbeitsplätze nicht verzichten. Deshalb müssen wir jetzt Perspektiven und neue Wege in der Industriepolitik aufzeigen. Die schwarz-gelbe Koalition hat in dieser Frage derzeit gar nichts zu bieten.
Wie können die Mitglieder im Umbau der Wirtschaft und der Gesellschaft eine Rolle spielen?
Sie tun das ja bereits. Viele haben ihre Betriebsräte gewählt. Die gewählten Gremien wiederum gestalten zusammen mit den Beschäftigten den Alltag in den Betrieben. Abermir reicht das noch nicht. Die IG Metall fordert noch mehr Mitsprache, Mitbestimmung und Beteiligung. Die Demokratie muss wiederbelebt werden in den Betrieben, aber auch in der Politik und in der Gesellschaft. Wenn nicht die Beschäftigten, wer soll denn dann gute Vorschläge für neue Produkte oder Investitionen haben? Wenn nicht die Menschen, wer soll denn dann unser Land gestalten?