... Herausforderungen der modernen Arbeitswelt finden. Im Mittelpunkt steht dabei das Motto: Mehr Demokratie im Betrieb wagen.
Lange hieß es: Heute sind alle Individualisten; mit „Großorganisationen“ will kaum einer mehr was am Hut haben. Aber die IG Metall beweist, dass das kein Naturgesetz ist. Im vergangenen Jahr nahm sie – die mit inzwischen rund 2,266 Millionen Mitgliedern zu den Großen zählt –, rund 110 000 neue Mitstreiter auf. Vor allem in den Betrieben legte sie kräftig zu. „Für die Zukunft der IG Metall ist entscheidend, dass wir die ganze Vielfalt der Beschäftigten in der modernen Arbeitswelt erreichen“, sagte Detlef Wetzel, der Erste Vorsitzende am 21. Januar auf einer Jahrespressekonferenz. Und das gelingt ihr von Jahr zu Jahr besser.
Am stärksten wuchs die IG Metall 2013 bei jungen Leuten. Mit rund 227 000 Mitgliedern unter 27 Jahren ist die Gewerkschaft nach wie vor der mit Abstand größte politische Jugendverband in Deutschland. Die Zahl der Auszubildenden nahm zwischen Ende 2012 und 2013 um 3,7 Prozent zu, die der Jungen bis 27 Jahren um 1,8 Prozent. Überdurchschnittlich zugenommen haben auch die kaufmännischen Angestellten, Ingenieure und technischen Experten. Und die Leiharbeitnehmer.
Dass die Bevölkerung immer älter wird, spiegelt sich in den Belegschaften wider. Weil mehr Ältere gehen und weniger Junge nachrücken, wird es für Gewerkschaften schwieriger, ihre Mitgliederzahlen zu halten. Mit den Neuaufnahmen der ersten drei Monate eines Jahres gelingt es der IG Metall gerade mal, ihre Sterbefälle auszugleichen. Trotzdem hat sie 2013 zum dritten Mal hintereinander mehr Mitglieder gewonnen als sie durch Austritte oder Todesfälle verlor. Unter dem Strich hatte sie Ende des Jahres 2000 Mitglieder mehr als Ende 2012.
Zur „erfreulichen Bilanz“, die Wetzel in der Pressekonferenz für 2013 zog, gehören auch die politischen Erfolge der IG Metall. Themen, die die Mitglieder der IG Metall als Beschäftigte oder Rentner bewegen, spielten eine wichtige Rolle in den politischen Diskussionen. Sie hatten Einfluss auf den Koalitionsvertrag. „Entscheidend ist aber, was in den Gesetzen steht“, sagt Wetzel. Der Missbrauch von Werkverträgen müsse eingedämmt werden. Dazu bräuchten Betriebsräte mehr Rechte. Die IG Metall will dieses Jahr eine Initiative für mehr Mitbestimmung starten. Arbeitnehmer, ihre Gewerkschaften und die Bürger müssen mehr Chancen haben, über ihre Lebensbedingungen in der Wirtschaft und Gesellschaft mitzuentscheiden. Das gilt nicht nur für Deutschland. „Wir werden die Europawahlen nutzen, um für ein demokratisches, soziales Europa zu werben“, kündigte Detlef Wetzel an.
Ein guter Einstieg sind die ab März anstehenden Betriebsratswahlen. „Sie sind aktiv gelebte Demokratie“, wie Jörg Hofmann, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, in der Jahrespressekonferenz betonte. Er ist im IG Metall-Vorstand für „Betriebspolitik“ zuständig, zu der Betriebsratsarbeit gehört, und für die Tarifpolitik. „Unser langfristiges Ziel ist: Kein Betrieb mehr ohne Betriebsrat.“ Nur Betriebsräte garantierten gute Arbeitsbedingungen. Die Beschäftigtenbefragung der IG Metall, an der sich mehr als eine halbe Million Menschen beteiligt haben, zeigte, welche konkreten Erwartungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an die IG Metall haben. Sie erleben zum Beispiel, dass Unternehmen Belegschaften wollen, die immer flexibler werden und sich permanent auf neue Anforderungen und Arbeitszeiten einstellen. Diese Ansprüche müssen in eine Balance mit den Wünschen der Beschäftigten gebracht werden, sagte Hofmann. Arbeitnehmer wollen Arbeit und Leben besser vereinbaren können. Außerdem müsse die Arbeit altersgerechter gestaltet werden. Die Menschen im Betrieb bräuchten mehr berufliche Entwicklungschancen, neue Arbeitszeitmodelle und flexiblere Ausstiegsmöglichkeiten in die Rente.
Hofmann kündigte an, dass die IG Metall sich künftig intensiver mit Zukunftstrends in der industriellen Arbeit beschäftigen will: mit neuen Technologien und Verfahren wie „Industrie 4.0“, die digital vernetzte Produktion, und ihren Folgen für die Menschen, ihre Arbeitsbedingungen und Qualifikation. Dazu richtet sie beim Vorstand ein neues Ressort „Zukunft der Arbeit“ ein. „Wer industrielle Wertschöpfung in Deutschland halten, will, muss die Menschen und ihre Qualifikationen in den Mittelpunkt stellen“, betonte Jörg Hofmann.
Für ihre künftige Arbeit ist die IG Metall finanziell „solide aufgestellt“, berichtete Hauptkassierer Jürgen Kerner. 2013 nahm die Gewerkschaft rund 499 Millionen an Mitgliedsbeiträgen ein. „Finanziell sind wir damit jederzeit handlungsfähig“, sagte Kerner. „Wir investieren unsere Einnahmen in erster Linie in und für unsere Mitglieder.“ Ein großer Teil der Gelder fließt in die Arbeit vor Ort. Allein dafür stehen dieses Jahr insgesamt mehr als 200 Millionen Euro bereit.