Fremdenfeindlichkeit findet nicht nur auf der Straße statt. „Das Thema Rassismus dringt auch in den Firmen nach oben“, sagt Stephan Klenzmann, Betriebsrat bei der SMS Group im Siegerland. Dem stellt er sich mit seinen Kolleginnen und Kollegen entgegen: „Im Betrieb führen wir beispielsweise Aufklärungsseminare für Auszubildende durch. Das wollen wir auch auf die übrige Belegschaft ausweiten, um gerade Beschäftigte zu erreichen, die Vorurteile haben.“ Für ein diskriminierungsfreies Betriebsklima sind nämlich alle verantwortlich – Arbeitgeber, Interessenvertretung, Beschäftigte und Auszubildende.
Oft ist es wichtig, erst einmal für Probleme im Betrieb zu sensibilisieren. Dazu können die Veranstaltungen anlässlich der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ genutzt werden, die 2019 vom 11. bis 24. März unter dem Motto „Europa wählt Menschenwürde“ stattfinden. Höhepunkt dieser Wochen ist der Internationale Tag gegen Rassismus am 21. März. Seit 1979 erinnert der Tag an das „Massaker von Sharpeville“ am 21. März 1960. Damals hatte die südafrikanische Polizei 69 friedliche Demonstranten erschossen, die gegen ungerechte Passgesetze auf die Straße gegangen waren.
Wir rufen unsere Mitglieder auf, sich mit Aktionen an den Internationalen Wochen gegen Rassismus zu beteiligen. Jedes Jahr finden bundesweit Dutzende Veranstaltungen wie Vorträge, Podiumsdiskussionen, Lesungen, Kabarett-Abende oder Filmvorführungen statt.
Bei Daimler in Stuttgart-Untertürkheim, dort arbeiten Menschen aus über 90 Nationen, fördern Betriebsrat und Vertrauensleute betriebliche Integration. Sie informieren an Ständen darüber - insbesondere während der Internationalen Wochen gegen Rassismus. „Wir zeigen dann, wie vielfältig unsere Belegschaft ist. Es darf keine Diskriminierung egal welcher Gruppe oder Nationalität geben“, sagt Betriebsrat Volker Wohlfarth. Der 52-Jährige hat einen großen Wunsch: Bis er in Rente geht, soll es am Internationalen Tag gegen Rassismus bundesweit flächendeckende Aktionen in allen Betrieben geben.
Seit Jahrzehnten engagiert sich auch Gülper Ulas; sie ist Vertrauensfrau bei BSH Hausgeräte im baden-württembergischen Giengen an der Brenz. Besonders wichtig ist ihr: „Wir müssen uns jeden Tag aufs Neue dafür einsetzen, dass Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Chauvinismus in den Betrieben keinen Platz haben.“ Ulas bringt sich im Migrationsausschuss der IG Metall, bei Infoständen, Seminaren, Kulturfesten oder Demonstrationen gegen Rechtspopulismus ein. „Es sind viele kleine Schritte notwendig, um Menschen mit Migrationshintergrund gleiche Entwicklungschancen zu ermöglichen“, sagt sie.
Metallerinnen und Metaller engagieren sich dafür, dass alle Menschen frei, respektvoll, sicher und fair miteinander arbeiten und leben können. Wir machen uns für betriebliche und gesellschaftliche Integration stark. Das Integrationsjahr in Ausbildung und Arbeit beispielsweise ermöglicht Geflüchteten und Menschen mit Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt den Einstieg in den Betrieb. Die Idee dazu hatte die IG Metall 2016. Die Bundesagentur für Arbeit griff sie auf.
Das Integrationsjahr gilt bundesweit und kann branchenübergreifend angewandt werden. Das Angebot richtet sich vor allem an anerkannte Geflüchtete und bietet zwei Modelle: einmal „Step by step“ für jüngere Menschen. Es unterstützt den Weg in eine betriebliche Ausbildung. Das Modell „Kommit“ wurde für Ältere entwickelt. Es zielt auf Spracherwerb, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und Qualifizierung.
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