... Metall-Betriebsräte, warum sie sich für „Respekt!“ engagieren.
Günter Wallraff, Journalist und Buchautor: Ich unterstütze die Aktion „Respekt! Kein Platz für Rassimus“ aufgrund vieler persönlicher Erfahrungen. Ressentiments sind leider immer noch sehr stark in Deutschland. Ich habe das an mir selbst verspürt, als ich ein Jahr lang mit schwarzer Perücke und dunkler Haut den Alltag eines Farbigen erlebt habe. In einem Fanzug von Cottbus nach Dresden habe ich um mein Leben gefürchtet. Wenn eine Polizistin nicht den angetrunkenen Hooligans Einhalt geboten hätte, wäre ich nicht heil rausgekommen. Deutschland ist eine Kastengesellschaft, da hat sich nicht viel zum Positiven geändert. Und wenn dann manche sagen, wir haben doch so viele Fußballer mit Migrationshintergrund, sage ich nur: Bei Gladiatoren macht man eine Ausnahme.
Peter Lohmeyer, Schauspieler und Mitherausgeber des Buchs „Respekt! 100 Menschen – 100 Geschichten“: Ich unterstütze diese Aktion, weil ich Respekt im zwischenmenschlichen Umgang oft vermisse. Mit meiner Familie war ich selbst betroffen von Rassismus. Mein Sohn Ivo hat eine Mutter, die zur Hälfte Nigerianerin ist. Eines Tages flatterte uns eine Postkarte ins Haus, vorn mit einer idyllischen Landschaft aus meiner sauerländischen Heimat und hinten mit einem zynischen Text, wie ich dazu komme, ein farbiges Kind in die Welt zu setzen. Bezeichnenderweise hatte der Schreiber das auch noch anonym geschrieben. Diese untergründige Respektlosigkeit macht mich heute noch sprachlos.
Bertin Eichler, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall: Die heftigste Erfahrung mit Rassismus habe ich gemacht, als ich noch in der Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg arbeitete. Damals wurden viele Russlanddeutsche eingestellt. Es kam zu heftigen Konflikten in der Belegschaft. Im Betriebsrat haben wir das aufgegriffen – unter anderem wurde eine Sprechstunde eingerichtet – und konnten die Situation entschärfen. Das ist mir in bleibender Erinnerung geblieben. Rassismus hetzt die Menschen gegeneinander auf. Respekt hingegen ist die Grundvoraussetzung für ein gutes Betriebsklima. Heute vermisse ich Respekt vor allem gegenüber der Leistung von Leiharbeitnehmern und prekär Beschäftigten. Ihre schlechten Arbeitsbedingungen und die geringe Bezahlung sind einfach inakzeptabel. Für gleiche Arbeit muss es auch gleichen Lohn geben. Auch darum geht es jetzt bei der Aktion Respekt, die die IG Metall unterstützt.
Renate Müller, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Volkswagen Baunatal: Rassismus ist ein Thema, das wir immer im Auge behalten müssen. Wir bekamen zum Beispiel viele Anrufe zum Buch von Thilo Sarrazin. Viele empfanden die Veröffentlichung ein Schlag ins Gesicht von Migranten. Unseren Kollegen ist wichtig, dass sich ihre Gewerkschaft öffentlich wahrnehmbar von diesen Thesen distanziert. Bei uns im Betrieb arbeiten 41 unterschiedliche Nationalitäten zusammen. Das ist das beste Beispiel für gelebte Integration. Ein Betriebsratskollege mit Migrationshintergrund organisiert regelmäßig Themenabende zu Integration. Als unsere Antwort auf die Thesen von Sarrazin haben wir eine Aktion ins Leben gerufen, bei der Beschäftigte Beispiele für gute Zusammenarbeit von Kollegen verschiedener Nationalität schildern. Das Ergebnis ist beeindruckend. Seit 25 Jahren haben wir eine Betriebsvereinbarung zu partnerschaftlichem Verhalten am Arbeitsplatz. Darin ist klar geregelt, dass Rassismus und Diskriminierung bei Volkswagen keinen Platz haben.
Hasan Cakir, Betriebsratsvorsitzender Salzgitter Flachstahl: Rassismus gibt es überall. Ich bin seit 25 Jahren im Betrieb und habe als Türke einige Erfahrung mit Rassismus und mangelndem Respekt. Sicher hat sich einiges verändert. Bei uns gibt es mehrere Kollegen mit Migrationshintergrund im Betriebsrat. Da hat sich was getan. Ich selbst spüre Respekt und Anerkennung für meine Arbeit. Trotzdem muss man dran bleiben. Wir wollen die Aktion Respekt! bei uns im Betrieb dauerhaft verankern. Es soll zunächst Thema eines Fußballturniers und des Sommerfestes sein. Wir als Betriebsrat wollen das Thema im ganzen Konzern bekannt machen. Wir beteiligen uns auch an dem Bündnis „Salzgitter passt auf“. Dort sind Verbände der Region und die Stadt Salzgitter aktiv gegen Rechtsextremismus.