Frank Hauck: Als IG Metall machen wir immer wieder Aktionen vor Ort. Dabei schauen wir zunächst auf uns selbst und fragen: Welche Probleme gibt es im Betrieb? Der kleinste gemeinsame Nenner ist immer der Arbeitsplatz und die Sicherheit der Arbeit. Die Beschäftigten müssen merken, dass die IG Metall für alle da ist, die Hilfe brauchen. Es muss deutlich werden, dass wir bessere Regelungen zur Hitze, zur Arbeitszeit oder zur Freischichtvergabe durchsetzen. Solche Anliegen betreffen alle Beschäftigten. Sie merken dann schnell: Bei der IG Metall geht es um Solidarität und nicht um Einzelinteressen.
Frank Hauck (Foto: Schellhase FotoArt)
Im Daimler-Werk Wörth ist keine rechte Liste bei den Betriebsratswahlen angetreten. Allerdings gibt es außerhalb der IG Metall schon Betriebsräte, die AfD-nah beziehungsweise Mitglied in der Partei sind. Das merkt man in Diskussionen, wenn es beispielsweise um die Solidarität mit anderen Standorten geht: Da herrscht ein schärferer Ton.
Ich habe nicht den Anspruch, einen Menschen mit geschlossenem rechten Weltbild noch in irgendeiner Weise umstimmen oder ändern zu können. Es geht uns hauptsächlich um die Zuhörer – also diejenigen, die (noch) mit in der Gruppe arbeiten. Populisten führen beispielsweise falsche Statistiken an. Das entkräften wir mit Argumenten und lenken das Augenmerk in eine gewerkschaftlich-solidarische Richtung.
Sie sollten sich aktiv dagegenstellen und klarmachen: Wir dulden so etwas nicht. Als Gewerkschaft stehen wir geschlossen dagegen – was Paragraf 2 der IG Metall-Satzung verdeutlicht. Dabei hilft es natürlich, gut ausgebildet zu sein. Wir nutzen die Bildungsangebote der IG Metall und schicken regelmäßig Kolleginnen und Kollegen zu den Seminaren der Respekt!-Initiative, um Mythen zu entkräften. Wir als Respektbotschafter – ich teile mir die Aufgabe mit einem Kollegen – geben selbst Schulungen und berichten auf Vertrauensleuteversammlungen.
Wenn beispielsweise Schmierereien auftauchen oder jemand mit Kleidung unterwegs ist, die dem rechten Rand zuzuordnen ist, dann landen die Fälle bei den Respektbotschaftern. Meine Aufgabe im Werk Wörth und dem Logistikzentrum Germersheim ist es, Missstände aufzuzeigen und zu erklären, was Toleranz ist. Das thematisieren wir bei Betriebsversammlungen, in Gruppengesprächen oder auf Veranstaltungen der IG Metall.
Natürlich, so etwas bleibt nicht aus. Direkt auf dem Werksgelände zwar nicht, aber man hört schon immer mal Stimmen wie: „Da kommt wieder der Gutmensch.“ Jetzt bin ich nicht der Kleinste und auch nicht auf den Mund gefallen, ich kann mich da also schon behaupten. Klar ist allerdings auch: Die Rolle als Respektbotschafter hast Du nicht nur im Betrieb. Die hat man im Privatleben, am Stammtisch, im Sportverein. Die hast Du, wenn Du mit einem T-Shirt rumläufst, auf dem steht: Respekt! Kein Platz für Rassismus!
Ja, es gibt meist geschlossene Messenger-Gruppen innerhalb einer Betriebsabteilung. Deshalb sind wir darauf angewiesen, dass unsere Vertrauensleute das beobachten und gegebenenfalls einschreiten beziehungsweise uns informieren, wenn Bilder rumgehen, die nicht in Ordnung sind. Die Vertrauensleute haben wir aufgeklärt, auf was sie zu achten haben. Kommt es zu Grenzüberschreitungen, begeben wir uns als Respektbotschafter dann in die Abteilungen und wirken zusammen mit den Meistern und Führungskräften daraufhin, dass so etwas unterlassen wird.
Die braucht es unbedingt. Wir haben zum Beispiel die Respekt-Schilder zusammen mit der Unternehmensleitung aufgehängt. Wir positionieren uns klar und erklären auf Betriebsversammlungen, dass es für Hass und Hetze keinen Platz gibt. Dann sagen sich die meisten wohl schon: „Das mache ich dann doch lieber nicht hier im Betrieb.“ Ich behaupte nicht, dass es im Werk keine Leute mit rechtem Gedankengut rumlaufen. Aber es ist meiner Ansicht nach schon ein Unterschied, ob sie stillhalten und ihre Botschaften nicht weiterverbreiten oder ob sie versuchen, hier einen Nährboden zu schaffen.
Die Gelbe Hand kämpft für Gleichbehandlung, gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus